Über die Entstehung der grobstofflichen Materie

 

Von Dr. K. Illig, Berlin 

Mit Physik bezeichnet man allgemein die mit der Umwandlung des Aggregatzustandes verbundenen Erscheinungen. Die Chemie beschäftigt sich im Gegensatz hierzu mit der Umwandlung des Stoffes. Unter Aggregatzustand versteht man gasförmig, flüssig und fest, sodaß man also die Vorgänge, welche zur Verwandlung der einen in die andere Phase oder umgekehrt führen, physikalisch betrachtet. Wir wissen, daß wir Wasser verdampfen können oder daß wir Wasserdampf kondensieren können, ebenso wie es uns bekannt ist, daß wir Wasser in Eis verwandeln können. Um diese Verwandlungen herbeizuführen, müssen wir Wärme zuführen oder abkühlen. Wir wissen weiter, daß wir Wärme in Elektrizität umwandeln können, ebenso wie wir wissen, daß wir Wärme in mechanische Arbeitsleistung umsetzen können, d. h. wir verändern in jedem dieser Fälle lediglich die Ausdrucks- oder Erscheinungsform ein und derselben Energie und erhalten die jeder Erscheinungsform eigenen Effekte. Es ist uns aber auch weiter bekannt, daß wir Wärme in Licht und auch Elektrizität in Licht verwandeln können, d. h. wir wandeln die Energie in eine Erschei-nungsform um, die wir zwar beobachten, und mit der wir Effekte erzielen können, die jedoch unseren landläufigen Begriffen gegenüber scheinbar masselos dasteht.

Die Chemie wiederum beschäftigt sich, wie schon gesagt, mit der Umwandlung des Stoffes. Was ist Stoff? Wir bezeichnen hiermit eine wohl definierte chemische Verbindung oder in weiterem Sinne ein Konglomerat von Verbindungen, wie sie uns z. B. von der Natur in der Form des Holzes usw. immer wiederkehrend, jeder Pflanzenart in besonderer Zusammen-setzung eigentümlich, beschert wird. Wenn wir daher Holz verbrennen und hierbei Wärme erhalten, so können wir diesen Vorgang, den wir vorher physikalischen Betrachtungen unterworfen haben, ebenso gut einer chemischen Betrachtungsweise unterziehen. Bei diesem Verbrennungsvor-gang wird das Holz als solches aufhören zu existieren, d. h. das Gemisch der Verbindungen, welches die jeweilige Holzart darstellt, wird bei dem Verbrennungsvorgang durch Oxydation und weitere komplizierte Nebener-scheinungen zerstört, wobei die gesamte Stoffmenge, die das Holz vorher enthalten hat, in anderer Stofform erhalten wird. Es bleibt auf der einen Seite Asche zurück, welche aus phosphorsauren Salzen, Kalksalzen, Kieselsäure und vielen anderen Verbindungen besteht, die in den vorher vorhandenen Verbindungen enthalten waren und nunmehr isoliert als nicht vergasbar zurückbleiben, während die übrigen Bestandteile der Verbindungen, wie Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff usw. in Form verschiedener Gase entweichen. Die Wärme selbst, welche bei diesem Verbrennungsvorgang entstanden ist, war bereits vorher in dem Holz und in dem Sauerstoff, welcher aus der Luft kommend, durch oxydative Einwirkung die Verbrennung ermöglichte, vorhanden. Wir nennen diese Energie, die also in diesen Verbindungen und in dem Luftsauerstoff schlummert, verborgene oder besser latente Energie.

Es ist die Frage naheliegend, auf welchem Wege diese Energie vorher in diese Stoffe hineingekommen ist. Der Baum, welchem wir das Holz entnommen haben, ist einst aus einem Samenkorn gekeimt und gewach-sen. Um diesen Wachstumsvorgang zu ermöglichen, sind ihm aus dem Boden die verschiedenartigsten Salze und Verbindungen zugeführt worden. Er hat sie mit seinen feinen Wurzeln aufgesogen und im Innern seiner Zellen umgewandelt in die Verbindungen, die er als nährende und Aufbaustoffe seinen sich immer weiter vermehrenden und teilenden Wachstumszellen zuführen mußte. Seine Blätter haben die in der Luft in geringer Menge vorhandene Kohlensäure eingeatmet, den in der Kohlen-säure enthaltenen Kohlenstoff mit Wasserstoff, der wiederum aus dem Wasser und aus anderen zugeführten Wasserstoffverbindungen entnom-men wurde, zu den Kohlenwasserstoffverbindungen umgewandelt, die die Zellulose, die Rindensubstanz, das Chlorophyll und die vielartigen Farb- und Duftstoffe seiner Blätter und Blüten ausmachen. Nun wissen wir, daß ein Baum oder jede andere Pflanze nur dann wachsen kann, wenn sie Licht hat und die Strahlungen aus dem All ungehindert Zutritt zu ihr haben. Es ist daher wohl nicht zuviel gesagt, wenn wir annehmen, daß die vorer-wähnte latente Energie zustandegekommen ist aus dem Energieinhalt der geschilderten verschiedenartigsten Aufbaustoffe und aus Licht und Wärme, welche der Pflanze aus dem All und von der Sonne zugeführt worden sind. Wir sehen also das wunderbare Schauspiel, daß Licht und Wärme umge-wandelt werden in latente, in sämtlichen Teilen einer Pflanze schlummern-de Energie, die wir in jedem Augenblick weiter verwandeln können in uns wohl bekannte Energieformen. Selbst wenn die Pflanze durch menschliche Eingriffe oder einen entstandenen Brand nicht einem Verbrennungsprozeß unterworfen wird und daher die geschilderte Umwandlung der latenten Energie in Wärme nicht vorgenommen wird, können wir diese Umwandlung in anderer Weise beobachten. Eine jede Pflanze muß einmal sterben, d. h. die in ihr vorhandene Lebenskraft, der wesenhafte Kern, wird versiegen, neue Aufbaustoffe werden nicht mehr assimiliert, sie wird keine Blätter und Blüten mehr haben, der Stamm wird verwittern oder umschlagen, weil die Wurzeln durch Fäulnis zerstört sind, und auch der Stamm selbst wird allmählich der Vermoderung und Verwesung unter-liegen.

Alle diese Vorgänge, das Welken und Verwesen der Blätter, das allmähliche Umwandeln derselben in die so beliebte feinste Komposterde, das Vermodern der Stämme, alles dies sind Verbrennungsprozesse, also Oxydationsprozesse, bei denen Wärme entsteht, nur daß diese Reaktion sehr langsam verläuft und daher nicht oder nur selten unmittelbar wahrgenommen wird, während die Verbrennung in offener Flamme in wenigen Minuten oder Stunden abgewickelt wird und daher die gesamte latente Energiemenge in einem kurzen Zeitablauf in Wärme umgewandelt wird. Die Menge wird in jedem Fall dieselbe sein.

Die Zeitdauer eines Oxydationsprozesses ist völlig belanglos für die bei einer solchen schnellen oder langsamen Verbrennung freiwerdende Wärmemenge. Wir kennen alle die Feuerung mit Torf oder Kohle. Diese Produkte sind nichts anderes als Wärmespeicher. Durch Vorgänge verschiedenster Art wird es den ihrer Lebenskraft beraubten Pflanzen unmöglich gemacht, Sauerstoff aus der Umgebung aufzunehmen, so daß eine Oxydation nicht stattfinden kann. Der Torf entsteht in der Weise, daß entweder der die Pflanzen haltende Boden in dem Grundwasser versinkt, neue Pflanzen in dem halbverwesten Pflanzenmorast ihre Wurzeln verankern, um mit ihrem dichten Wuchs einen luftabschließenden dichten Pelz darüberzuziehen. Oder besondere Sumpfpflanzen, die am Rande der Seen wachsen, sinken abgestorben in das seichte Uferwasser, neuen Untergrund für die Ansiedelung gleicher Pflanzen bildend. Ganz allmählich wachsen so die Uferpflanzen nach der Mitte des Sees, diesen nach und nach verlandend, bis einst dort, wo früher ein See seine Wellen kräuselte, ein Torfmoor von üppigen Wiesen bedeckt wird.

Die Kohle muß ihren Ursprung vor vielen tausend Jahren haben. Gewaltige Erdbewegungen scheinen die Veranlassung zu ihrer Entstehung gegeben zu haben. Ganze Baumstämme, durch und durch aus schwarzglänzendem Kohlenstoff bestehend, werden noch häufig in den sogenannten Steinkohlenwäldern Amerikas gefunden. Selbst die zarten Blattgebilde urzeitlicher Farne und Schachtelhalme werden versteinert wiedergefunden. Die Kohle kann nur so entstanden sein, daß plötzlich eine völlige Umwälzung von Erdschichten stattgefunden hat, so daß alles, was lebte und blühte, jäh von darübergeschichteten Erdmassen begraben wurde. Der gewaltige Gesteinsdruck wird sein übriges dazu beigetragen haben, um die Ausscheidung des Kohlenstoffes aus den vieltausendfältigen Kohlenwasserstoffverbindungen zu erleichtern. Vielleicht hat auch vorü-bergehend die Erdatmosphäre an Sauerstoffmangel gelitten.

Was uns hier interessiert, ist die Tatsache, daß wir aus Pflanzen durch Bildung von Torf und Kohle Reservoire erhalten, die jene Wärme als latente Energie enthalten, die die Pflanzen bei ihrem Wuchs in ihren Baustoffen aufgespeichert haben. Sie werden jedoch, wenn sie erst Torf und Kohle geworden sind, nicht mehr von selbst oxydieren, sondern es kann erst dann eine Verbrennung, stattfinden, wenn hierfür eine reichlich hohe Entzündungstemperatur geschaffen wird.

Es würde uns zu weit von dem Thema der vorstehenden Ausführun-gen abbringen, wenn wir näher auf das Warum dieser sehr interessanten Tatsache eingingen. Wir werden uns jedoch später eingehend mit diesen Vorgängen zu beschäftigen haben, die speziell den Oxydationsprozeß betreffen und ganz allgemein den chemischen Umsetzungsprozessen, also der Veränderung des Stoffes, zugrunde liegen. Es sind dies die Fragen der Affinität des chemischen Gleichgewichtes und der exothermen und endothermen Reaktionen.

Eine Umwandlung des Stoffes finden wir überall in der gesamten organischen und anorganischen Welt. Wir können sie vielfach reprodu-zieren und haben die Möglichkeit, was bisher zu den wichtigsten Oblie-genheiten des Chemikers gehörte, immer neue und einfachere Wege zu finden, um vorhandene Stoffe in einfache Baustoffe zu zerlegen oder in wichtigere und wertvollen Produkte umzuwandeln oder schließlich aus einfachen Baustoffen komplizierte aufzubauen, zu synthetisieren. Jeder-mann ist die umfangreiche Technik bekannt, die ausschließlich diese Vorgänge betreibt. Es sei nur erinnert an die Synthese des Ammoniaks und der Salpetersäure aus in der Luft enthaltenen Stickstoff und dem bei der elektrolytischen Wasserzersetzung erhaltenen oder aus Generatorgas gewonnenen Wasserstoff.

Bereits in früheren Vorträgen, die an gleicher Stelle erschienen sind, habe ich Betrachtungen an dem Atom angestellt. Wenn wir von der Umwandlung des Stoffes sprechen, so kommen wir letzten Endes immer wieder dahin, daß wir die einfachsten Betrachtungen zur Erklärung dieser Vorgänge heranziehen. Wir wissen, daß der kleinste durch physikalische Teilung erhaltbare Teil eines Stoffes das Molekül ist. Das Molekül selbst wiederum ist aus Atomen aufgebaut. Es sind uns bisher 90 chemische Arten oder Grundstoffe, kurz Elemente genannt, bekannt geworden und aus diesen 90 Grundstoffen und zwei weiteren jedoch noch nicht aufgefundenen Elementen ist die gesamte anorganische und organische Welt aufgebaut.

Wenn wir vorher von einer Umwandlung des Stoffes sprachen, so war hierunter die Verwandlung einer chemischen Verbindung, also eines Moleküls in eine andere chemische Verbindung, also wiederum ein Molekül, zu verstehen. Es sind dies demnach Vorgänge, die mit einmal vorhandenen grobstofflichen Baustoffen oder Gebilden mehrerer solcher Baustoffe abgewickelt werden. Es liegt die Frage nahe, wie nun wiederum diese 92 Grundstoffe ursprünglich entstanden sind oder vielleicht auch heute noch entstehen. Um diese Frage tiefgründig und eingehend verfolgen zu können, müssen wir auf der einen Seite kombinierte physikalische und chemische Betrachtungen anstellen, uns auf der anderen Seite jedoch von der verstandesmäßigen grobstofflichen Betrachtungsweise entfernen und einzudringen versuchen in Gesetzmäßigkeit und Vorgänge, die über grobstofflichen physikalischen und chemischen Betrachtungen liegen.

Wie schon in früheren Vorträgen zum Ausdruck kam, begegnen sich Physik und Chemie in der Atomphysik. Wir können sagen, daß chemische Umwandlungen streng genommen dort aufhören, wo wir uns von dem Molekül zu dem Atom wenden. Die physikalischen Betrachtungen hingegen spielen die übergeordnete Rolle bei der Entstehung der chemi-schen Grundstoffe oder Atome selbst. Es haben sich bereits viele Physiker und auch nicht physikalisch gebildete Erfinder mit dem Problem der Um-wandlung der Elemente beschäftigt mit dem Ziele, irgendein chemisches Element beliebig in ein anderes chemisches Element verwandeln zu können. Bei vielen war leider lediglich der Wunsch maßgebend, aus belie-bigen, leicht erhältlichen chemischen Elementen durch ein Umwandlungs-verfahren Gold zu gewinnen, ungeachtet der Gefahr, welche durch ein derartiges Verfahren der gesamten heutigen Weltwirtschaft droht. Die meisten wirklich ideal forschenden Physiker und selbstverständlich auch Chemiker, die sich mit diesem Problem beschäftigen, sind jedoch von dem Wunsche getragen, in jene geheimnisvollen Vorgänge der Natur und in die große Gesetzmäßigkeit einzudringen, welche dem Aufbau der Elemente und darüber hinaus im Entstehen dem Grundelement zugrunde liegen.

Um es kurz zu wiederholen, nach dem heutigen Stand physikalischer Forschung und Berechnung besteht ein Atom aus dem positiv geladenen Massekern und den negativ um diesen Kern in elliptischen Bahnen sich bewegenden Elektronen. Tiefgründige Forschungen und großartige Berechnungen haben gezeigt, daß mit steigendem Atomgewicht immer mehr positive Ladungen in dem Kern vorhanden sind und entsprechend immer mehr Elektronen gewissermaßen als Planeten um diesen Kern ihre Bahnen ziehen. Es müßte demnach das Element, welches eine positive Ladung im Kern und ein negatives Elektron besitzt das Grundelement sein, aus dem alle anderen Elemente nach und nach irgendwie aufgebaut sind. Wir werden daher bei unseren Betrachtungen zu untersuchen haben, ob diese Annahme richtig ist.

Wir haben in unseren früheren Betrachtungen ja bereits festgestellt, daß die bisherige Auffassung der Physiker, soweit sie die positive Ladung des Kernes und die Elektronen betrifft, in verschiedener Hinsicht falsch ist. Erst die Heranziehung der in der Gralslehre Abdruschins ausgespro-chenen Gesetzmäßigkeit im gesamten All, und durch Betrachtungen der verschiedenen Geschehens- und Entwicklungsstufen dieses Allweltbildes konn-ten wir finden, daß die positive Ladung des Kerns eine Funktion der Masse als solche ist, d. h. daß die positive Ladung und der Kern eins sind. Wir haben ja auch weiter gesehen, daß es nicht positive und negative Elektrizität gibt, sondern daß die Elektrizität der Ausdruck für die Richtung der aus der Feinstofflichkeit in die Grobstofflichkeit einströmen-den Kraft ist, wie sie ursprünglich aus rein geistiger Sphäre durch die verschiedenen Geschehensstufen hinab- und unter Annahme der den Geschehensstufen entsprechenden Formen zu uns in die Grobstofflichkeit hinabgedrungen ist. Es war daher die Erkenntnis der Physiker, daß es sich bei den Elektronen um Körper mit scheinbarer Masse handelt, nicht richtig, sondern wir sahen, daß die Elektronen von feiner grobstofflicher Art sind, und in dieser Träger der Kraft, wie sie in Form elektrischer Energie in die Grobstofflichkeit einströmt, sind. In gleicher Weise konnten wir feststellen, daß der positive Kern nicht scheinbare, sondern wirkliche Masse besitzt.

Wir haben also 2 Fragen vor uns; einmal ob es ein Grundelement gibt, das wie die übrigen chemischen Elemente aufgebaut ist und welches dieses Grundelement ist, und als zweite Frage die, woher schließlich dieses oder die Elemente ihre grobstoffliche Masse erhalten haben.

Gehen wir zur Betrachtung der ersten Frage über, so werden wir uns am besten mit den Elementen beschäftigen, an denen wir Umwandlungen beobachten und untersuchen können. Es sind dies die radioaktiven Substanzen. Das Radium zerfällt allmählich, wie allgemein bekannt ist, und als Zerfallsprodukte entstehen Emanation, α-, ß- und γ-Strahlen sowie Helium, außerdem wird bei dem Zerfall Wärme frei. Aber auch die Ema-nation zerfällt weiter. Wir sehen eine ganze Reihe von Zerfallsprodukten vor uns, bis wir schließlich als letztes Produkt Blei erhalten, Wir können gleichzeitig beobachten, daß jedes nächste Zerfallsprodukt ein niederes Atomgewicht besitzt als das vorhergehende, also auch als das Radium selbst. Es ist also Masse verschwunden. Es wurde weiter durch die Forschung ermittelt, daß auch bei dem Zerfall des Thoriums als letztes Zerfallsprodukt Blei zurückbleibt und überraschenderweise festgestellt, daß das aus der Thoriumreihe erhaltene Endzerfallsprodukt Blei ein anderes Atomgewicht hat, als das aus der Radiumreihe resultierende Blei und daß beide wiederum andere Atomgewichte haben, als das uns allgemein bekannte hüttenmännisch gewonnene reine Blei. Diese Beobachtung war überraschend und erklärend zugleich.

Nach einer alten Hypothese sollten alle Elemente, wenn sie in Relation zu dem Sauerstoff gebracht werden, und dieser mit dem Atomgewicht l6 versehen wird, ebenfalls ganzzahlige Atomgewichte aufweisen. Die im Laufe vieler Jahre durchgeführten Atomgewichtsbestimmungen haben jedoch ergeben, daß diese Hypothese nur bei einem gewissen Prozentsatz sämtlicher Elemente zutrifft, während alle anderen Elemente von der Ganzzahligkeit mehr oder weniger abweichende Atomgewichte im Vergleich zum Sauerstoff aufweisen. Nun hat das gewöhnliche reine Handelsblei das Atomgewicht 207,2, während das aus der Uran-Radiumreihe resultierende Blei das ganzzahlige Atomgewicht 206 und das aus der Thoriumreihe resultierende Blei das größere Atomgewicht 208,1 aufweist. Diese Beobachtung war doppelt interessant, weil beide Bleisorten aus den Zerfallsreihen chemisch keine Unterschiede gegen das Handelsblei aufzuweisen haben, d. h. sie reagieren in gleicher Weise bei allen chemischen Umsetzungsprozessen wie gewöhnliches Blei, und dennoch unterscheiden sich beide trotz ihres gleichartigen chemischen Verhaltens in physikalischer Beziehung in ihrer Masse, also in ihrer grobstofflichen Beschaffenheit. Man nennt solche chemischen Elemente, die zwar dasselbe Element darstellen, aber verschiedene Atomgewichte besitzen, Isotope.

Man sieht also aus dieser Betrachtung, daß irgend etwas mit unseren bisherigen Begriffen der Masse nicht stimmt, vielmehr daß noch Erschei-nungen zu berücksichtigen sind, die bisher vernachlässigt wurden. Solche Isotopen wurden inzwischen bei einer ganzen Reihe anderer Elemente ebenfalls festgestellt.

Es würde zu weit führen, im augenblicklichen Zusammenhang die Methoden, welche zu dieser Feststellung geführt haben, alle aufzuzählen. Auf eine Methode muß jedoch eingegangen werden, weil sie für unsere späteren Betrachtungen noch besonders wichtig ist. Es handelt sich um die von dem Engländer Aston ausgeführten Untersuchungen an den verschiedensten nicht ganzzahlige Atomgewichte aufweisenden Elementen mit Hilfe von Kanalstrahlen. Er verwandte hierfür eine besonders konstru-ierte Brown’sche Röhre, in welcher die zu untersuchenden Elemente auf die Anode (positiver Pol) in evakuierte, unter hoher Span-nung stehende, Röntgenröhren ähnlich gebaute Glasröhren gebracht werden, wobei Korpuscularteilchen der auf die Anode aufgebrachten Elemente nach der Kathode geschleudert worden, welche der Anode in einiger Entfernung gegenüber angeordnet ist. Diese Kathode ist mit winzig kleinen Löchern versehen, durch welche ein Teil der auf die Kathode auftreffenden Korpuscularteilchen hindurchfliegt in einen hinter der Kathode befind-lichen längeren Ansatz aus Glas. Seitlich an diesem Glasansatz ist ein Elektromagnet angeordnet, und schließlich befindet sich am Ende dieses Ansatzes photographisches, unbelichtetes Papier. Wird nun die Röhre eingeschaltet, hingegen der Elektromagnet nicht, so fliegen die Korpus-cularteilchen geradlinig, so wie sie von der Anode durch die Kathoden-löcher hindurchtreten, auf das am Ende befindliche photogra-phische Papier und hinterlassen an den Stellen, wo sie auftreffen, einen Belichtungseffekt. Wenn jedoch der Magnet mittels eines mengenmäßig bekannten Stromes betätigt wird, so werden die Anodenteilchen je nach der Masse, aus welcher sie bestehen, abgelenkt, so daß also das letzte Ende ihrer Bewegung von der Geradlinigkeit abweicht. Nun hat Aston bei diesen Versuchen festgestellt, daß z. B. in dem Chlor, wenn dieses auf die Anode aufgebracht wurde, Chlorteilchen von drei unterschiedlichen Massen vorhanden sind. Durch verschieden starke Beschickung des Elektro-magneten mit Strom und aus der Geschwindigkeit, mit welcher die Chlorteilchen von der Anode bis zum photographischen Papier fliegen, konnte er errechnen, daß die Massen zueinander in Beziehung standen wie 35, 37 und 39, entsprechend den drei Chloratomgewichten von 35, 37 und 39. Hingegen hat das gewöhnliche Chlor ein mittleres, auf verschiedenen Wegen bestimmbares Atomgewicht, welches abgekürzt 35,4579 beträgt.

Es geht also aus der Beobachtung von Aston hervor, daß diese starke Abweichung von der Ganzzahligkeit in dem Atomgewicht des Chlores darauf zurückzuführen ist, daß es aus drei Chlorsorten mit den Atomge-wichten 35, 37 und 39 zusammengesetzt ist. Wir haben also durch die Methodik, welche Aston gewandt hat, klar erkannt, ebenso wie wir dies vorher bei dem Blei festgestellt haben, daß dasselbe chemische Element Chlor mit mindestens 3 verschiedenen Massen, d. h. grobstofflich gesprochen Gewich-ten, vorhanden ist. Aus beiden Feststellungen läßt sich wohl unbedenklich der Schluß ziehen, daß die Elemente oder Atome nicht ohne weiteres aus einem Grundelement, in unserem Falle, dem Wasserstoff, aufgebaut sein können, denn dann dürften derartige Abweichungen nicht möglich sein; da wir ja andererseits wissen, daß mit jedem größeren Atomgewicht ein vollkommen neues chemisches Element bedingt ist. Es müßte also das Element Chlor mit dem Atomgewicht 35 in chemischer Beziehung vollkommen unterschiedlich sein von den Elementen Chlor mit den Atomgewichten 37 und 39.

Kehren wir wiederum zu den Betrachtungen an den radioaktiven Elementen zurück, so haben wir ja außerdem festgestellt, daß beim Zerfall des Radiums Helium frei wird. Helium ist jedoch schwerer wie Wasserstoff. Es besitzt das Atomgewicht 4,0. Helium ist aber auch in anderer Beziehung von besonderem Interesse. Es gehört zu den sogenannten Edelgasen, von denen noch Argon, Neon, Xenon und Krypton zu nennen sind. Diese Edelgase unterscheiden sich dadurch von allen anderen chemischen Elementen, daß sie mit keinem anderen chemischen Stoff oder Element in irgendeiner Weise chemisch reagieren können. Sie bestätigen hiermit gleichzeitig die weiter oben mitgeteilte Theorie, daß alle chemischen Umwandlungen des Stoffes, also Reaktionen, Vorgänge sind, die sich an bzw. mit Molekülen abspielen.

Wir wissen nämlich, daß alle chemischen Elemente außer den Edelgasen und außer Quecksilber im gasförmigen Aggregatzustand nur als Moleküle beständig sind, d. h. daß z. B. das Wasserstoffgas nicht aus Atom-wasserstoff besteht, sondern daß je 2 Wasserstoffatome zu einem Molekül vereinigt sind. Daß dies richtig ist, geht daraus hervor, daß bei der Vereinigung von einem bestimmten Volumen Wasserstoff (H) mit dem gleichen Volumen Chlor (Cl), beide bei Atm. - Druck und gleicher Tempe-ratur, 2 Volumina (HCI) Salzsäuredampf entstehen. Wenn nämlich die beiden Gase Wasserstoff und Chlor nur einatomig vorgelegen hätten, also nicht als Moleküle, so müßte bei einer Vereinigung ein Volumen Salzsäure-dampf entstanden sein. Diese Abschweifung sollte nur unterstreichen, daß die Edelgase tatsächlich einatomig sind und daß die Theorie richtig ist, wonach chemische Stoffumwandlungen nur in Molekülen stattfinden können, demnach also den Edelgasen unbedingt jede chemische Reaktions-möglichkeit fehlen muß. Diese Tatsache gibt zu denken. Wir können in den Edelgasen zumindest Elemente betrachten, die dem Ursprung der übrigen chemischen Elemente, d. h. also dem Ursprung grobstofflicher Masse näherstehen, denn wenn wir die Reihenfolge der Betrachtungen wieder-holen, rückwärtsgehend von der Grobstofflichkeit nach der Feinstofflich-keit, so sehen wir ja, daß grobstofflich-chemische Umwandlungsvorgänge des Stoffes Angelegenheiten der Moleküle sind, daß dagegen Umwandlun-gen der Elemente zumindest Sache der Atome sein müssen und daß wiederum weiter zurückgehend, die Entstehung eines Atomes oder eines Grundatoms selbst letzten Endes an die Grenze der Feinstofflichkeit heranführen muß. Wir wollen also vorläufig, um unsere Betrachtungen zu erleichtern, zwischen die grobe Grobstofflichkeit, also das Molekül bilden könnende Atom und die Feinstofflichkeit das nur in atomarem Zustande bestehende Edelgas stellen, das also schon eine etwas weniger grobe Grobstofflichkeit besitzt.

Bei dem Freiwerden des Heliums aus dem Radium während dessen Zerfalls werden außerdem die sogenannten α-, ß- und γ-Strahlen frei. Die α-Strahlen besitzen hierbei von allen genannten die geringste Geschwindig-keit, und bei näheren Untersuchungen wurde festgestellt, daß sie eben nichts anderes sind, als positive Ladungen, die an Masse gebunden sind, und zwar stellt diese Masse das Helium dar. Durch eingehende Experi-mente wurde nun gefunden, daß jedes Heliumatom, welches auf diese Weise entsteht, zwei positive Ladungen besitzt. Durch besondere Vorkehrungen ist es möglich, diese α-Teilchen oder -Strahlen genannt, sichtbar zu machen. Es war nämlich schon früher beobachtet worden, daß unter gewissen Bedingungen, die noch näher erläutert werden sollen, in geschlossenen Gefäßen die mit Wasserdampf gesättigte Luft enthalten, Nebel erzeugt werden können. Wenn in einem geschlossenen Glasröhrchen so viel Feuchtigkeit enthalten ist, daß auch bei hoher Temperatur, die natürlich etwas unterhalb 100 Grad liegen muß, noch immer etwas sichtbares Wasser auf dem Boden zurückbleibt, so wird bei jedem tieferen Temperaturgrad die in dem Röhrchen enthaltene Luft mit Feuchtigkeit. gesättigt sein. Hat die in einem Röhrchen eingeschlossene Luft vorher 20 Grad gehabt und wird nun durch irgendeine Maßnahme diese Temperatur ganz plötzlich erheblich erniedrigt, so müßten sich sofort Nebel bilden, weil die Luft bei niederer Temperatur bereits mit einer geringeren Menge Wasserdampf gesättigt ist, als bei höherer Temperatur. Diese Reaktion tritt jedoch nicht plötzlich ein, sondern kann unter Umständen ziemlich lange auf sich warten lassen. Beobachtungen haben jedoch gezeigt, daß die Gegenwart von feinen Staubpartikelchen das Zustandekommen des Nebels beschleunigt. Es bilden diese Partikelchen sogenannte Nebelkerne, d. h. Teilchen, um die sich zuerst kleine Nebelhöfe bilden, die sich dann zu immer größeren Gebilden zusammenschließen. Es kann dieser Vorgang also verglichen werden mit den in dem vorigen Aufsatz 1) geschilderten Vorgängen, wenn elektrisch hochgespannter Gleichstrom durch Drähte geschickt wird und vorhandener Nebel an den Drähten hierdurch verdichtet wird. Es wurde dies als Beispiel angeführt, um zu zeigen, wie die aus dem Ursprung der Schöpfung in die Feinstofflichkeit und schließlich Grobstofflichkeit einströmende Kraft auf Masseteilchen wirkt und hierbei die Wirkungen der Schwerkraft hervorruft. Die gleiche Erscheinung der Nebelkernbildung in Röhrchen durch Staubpartikelchen kann aber auch durch Gas-Ionen hervorgerufen werden, wie sie durch besondere Vorrichtungen vorübergehend erhalten werden können und wie sie letzten Endes beim Zerfall des Radiums in Form der α-Teilchen auftreten. Es sind diese Gas-Ionen Gasatome mit freien positiven Ladungen, die durch Vereinigung mit negativen Elektronen neutralisiert werden, wodurch die Aktivität des Gases erlischt.

Nach unseren früheren Betrachtungen in den beiden vorigen Aufsätzen heißt das also, daß die Masse des Heliums, von welcher die positiven Ladungen lediglich eine Funktion sind, erst mit 2 Elektronen, d. h. Energie- oder Krafteinheiten, vereinigt sein muß, um im wahren Sinne des Wortes beständiges Atom zu werden. Werden also nun solche Gas-Ionen in das durch Feuchtigkeit gesättigte Röhrchen hineingeschickt, so bilden sich ebenfalls um diese Ionen herum sehr schnell kleine Nebelgebilde. Durch besondere Vorkehrungen lassen sich die Bahnen, die von den α-Teilchen in dieser feuchtigkeitsübersättigten Luft durchflogen werden, sichtbar machen. Hierbei kann man nun die merkwürdige Erscheinung beobachten, daß die Teilchen eine gewisse Strecke gradlinig fliegen, um dann entweder plötzlich ganz zu verschwinden oder scharf nach irgendeiner Seite abzubiegen, und dann nach weiterem kurzen Lauf ebenfalls unsichtbar zu werden. Man war also darüber im Zweifel, wie diese merkwürdigen Erscheinungen geklärt werden konnten.

Die bereits vorher gegebene Schilderung über die Beschaffenheit der α-Teilchen oder besser Gas-Ionen sagt uns ja, daß der Ionen-Charakter nur so lange besteht, bis sich das Helium-Atom erst mit einem und dann noch mit einem zweiten negativen Elektron versehen hat, die es naturgemäß erst auf diesem Fluge antreffen muß. Dieser eintretende Effekt erklärt das plötzliche Erlöschen der Lichtblitze, welche die α-Teilchen hervorrufen.

Anders steht es nun um die beobachtete Abbeugung der α-Teilchen von der geraden Linie. Es würde hier zu weit führen, eine ausführliche Ableitung für die, schließlich gewordene wissenschaftliche Erkenntnis für die Ursache dieser Erscheinung zu geben. Es wurde eben schließlich festgestellt, und durch konsequente mathematische Berechnung erwiesen, daß diese Abbiegung nur dadurch erklärbar ist, daß das α-Teilchen mit dem Kern eines Atoms zusammenstößt. Solange es mit dem um das Atom in großem Abstand herumkreisenden Elektron zusammentrifft, wird es lediglich entsprechend der Größe dieser Masse, d. h. entsprechend dem Ausdruck zweier positiver Ladungen mit 2 Elektronen versehen. Trifft es jedoch auf den Kern auf, so stößt es gegen Masse. Man kann nun berechnen, wieviel Atome in einem bestimmten Rauminhalt von irgendeinem Gas bei bekanntem Druck und Temperatur vorhanden sind. Aus der Anzahl derartiger Zusammenstöße von α-Teilchen mit Kernen läßt sich mit Hilfe der Wahrscheinlichkeit errechnen, wie groß der wirkliche Kern, also die Masse der Atome im Vergleich zu dem Raum, den sie insgesamt mit den um sie herum schwebenden Elektronen einnehmen, sein muß. Weiter wurde festgestellt, daß bei dem Auftreffen von α-Teilchen auf Kerne aus diesen andere Elemente in Freiheit gesetzt wurden, und zwar entstand plötzlich bei dem Auftreffen eines α-Teilchens auf ein Stickstoffatom Wasserstoff. Die Richtigkeit dieser Umwandlungen oder Entstehung anderer Elemente läßt sich leicht durch verschiedene Untersuchungsmethoden und Berechnungen feststellen.

Es muß nun noch etwas über die ß- und γ-Strahlen gesagt werden. Die ß-Strahlen besitzen eine große Geschwindigkeit. Sie sind, wie einwandfreie Feststellungen ergeben haben, nichts anderes als negative Elektronen, d. h. also nichts anderes als Träger oder Ausdrucksformen von Kraft, wie sie in Form elektrischer Energie aus der Feinstofflichkeit in die Grobstofflichkeit einströmt. Die γ-Strahlen tragen ihren Namen im Gegensatz zu den α- und ß-Strahlen mit vollem Recht. Sie durchdringen selbst das Metall Blei in ziemlich starken Schichten, besitzen eine sehr große Geschwindigkeit und können als elektro-magnetische Wellen bezeichnet werden. Neben diesen sogenannten drei Strahlenarten wird, wie schon Eingangs erwähnt, beim Zerfall des Radiums noch Wärme frei.

Schließlich müssen wir noch wissen, daß der Zerfall des Radiums nicht momentan vor sich geht, sondern ganz allmählich mit einer immer gleichmäßigen Geschwindigkeit, die man ganz genau errechnen kann. Es gibt bis heute keine Mittel, um diese Zerfallsgeschwindigkeit in irgendeiner Richtung zu beeinflussen. Wir können sie nicht beschleunigen, wir können sie nicht verlangsamen, sondern wir müssen staunend und bewundernd zusehen, wie in gleichem Tempo immer wieder und wieder dieser Vorgang vor unseren Augen abläuft. Es steckt also hier sichtbar ein gewaltiges Stück einer im ganzen All vorhandenen Gesetzmäßigkeit in diesen seltsamen, regelmäßigen Vorgängen.

Kehren wir nun zu dem Helium zurück. Da es, wie beschrieben, im Mittel erst nach einer gewissen Entfernung von dem Radium, aus welchem bei Zerfall die α-Teilchen herausgeschleudert werden, die negativen Elektronen vorfindet, die es haben muß, um Atom im Sinne unserer bisherigen Auffassung über Atome zu werden, muß es lange vor seiner Geburtsstunde etwas anderes gewesen ein. Dieses andere bezeichneten wir vorher mit Ion, also mit einem Gas, das noch nicht die Vereinigung mit negativen Elektronen gefunden hat. Denken wir noch einmal die Gedankengänge durch, die wir in dem vorigen Vortrag im Zusammenhang mit der Frage nach dem Zustandekommen der Schwerkraft verfolgt haben, so wurde damals gesagt, daß die aus der Feinstofflichkeit in die Grobstofflichkeit einströmende Kraft Anziehung auf die Masseteilchen ausübt, um in Richtung der Kraft, d. h. nach der tiefsten Seite des Geschehens, nach der Grobstofflichkeit, herabzusinken, also für uns Erdenmenschen auf die Erde zu stoßen, scheinbar von dieser angezogen zu werden. Jetzt können wir einen Schritt in den Betrachtungen weiter gehen. Wir sehen, daß vor der Entstehung eines Atoms ein Ion vorhanden ist. Der theoretische Physiker hat seine Untersuchungen über diese Vorgänge zu dem Schluß geführt, daß die Masse des Atoms eine Funktion der mit ihm verbundenen Ladungen darstellt und hat weiter festgestellt, daß das Atomgewicht im großen und ganzen gleich der doppelten Anzahl der positiven Ladungen zu setzen ist, d. h. also daß ein Element mit zwei positiven Ladungen wie das Helium, das Atomgewicht 4 besitzen muß, wenn man Wasserstoff = 1 setzt. Helium muß also 4 mal so schwer sein, wie die gleiche Anzahl von Atomen Wasserstoff. Demnach müßte der Kohlenstoff mit dem Atomgewicht 12, sechs positive Ladungen besitzen, was auch tatsächlich zutrifft.

Der Physiker ist, wie wir bereits früher gesehen haben, in seinen Betrachtungen aber noch einen Schritt weiter gegangen und hat gesagt, daß in Konsequenz dieser Auffassung, daß die Masse eine Funktion ihrer positiven Ladungen ist, diese Masse nur scheinbar sei. Wir haben im Gegensatz hierzu, indem wir in unseren Betrachtungen die Wege gegangen sind, die uns Abdruschin in seiner Gralslehre als richtige, allein urgesetzmäßige weist, erkannt, daß umgekehrt die positive Ladung eine Funktion der Masse ist. Wir könnten also dann ebenso sagen, daß die positive Ladung nur scheinbar ist, in Wirklichkeit gar nicht existiert. Unsere Betrachtungen über Art und Ursprung der Kraft und über das Zustandekommen der Schwerkraft haben ja deutlich ergeben, daß unsere Auffassungen mit der absoluten Gesetzmäßigkeit, wie sie von Abdruschin für die ganze Schöpfung, vor allem auch für das geistige Geschehen, niedergelegt wurden, übereinstimmen.

Wir haben uns daher jetzt zu fragen: Was ist ein Ion und woher kommt es? Das Ion wurde bereits als etwas Individuelles erkannt, nur daß ihm noch etwas fehlt, was ein Atom besitzen muß, um gröbste Grobstofflichkeit aufzuweisen. Es fehlt dem Ion eine jeweils für jede Atomart festliegende Anzahl von freien Elektronen, oder es hat deren zu viele. Da aber das Ion eines Elementes mit unseren gröbststofflichen Hilfsmitteln nicht erkennbar ist, sondern nur, wie beispielsweise weiter oben angegeben wurde, auf indirektem Wege als etwas stofflich tatsächlich vorhandenes an erzielten Lichteffekten bemerkt werden kann, haben wir es mit einer Stoffart zu tun, die bereits von feinerer grobstofflicher Beschaffenheit ist als das Atom selbst.

Wir sind inzwischen einen Schritt weiter vorwärts gedrungen. Wir haben vorher gesagt, daß wir unsere Betrachtungen erleichtern können, wenn wir zwischen Feinstofflichkeit und grobstoffliches Atom diejenigen Elemente setzen, welche, wie die Edelgase, nur einatomig bestehen können. Wir haben nunmehr noch vor diese einatomigen gasförmigen Elemente das Ion zu setzen. Ion plus einer jeweils bestimmten Anzahl Elektronen, also Kraftträgern, bildet ein Atom, wenigstens soweit die rein grobstofflichen Baustoffe in Frage kommen.

Um uns jedoch das Ion begrifflich näherzuführen, wollen wir einmal die Vorgänge bei der Elektrolyse betrachten. Wir wissen, daß jedes Salz, d. h. jede Verbindung von positiven und negativen Ionen, in wässriger Lösung dissoziiert ist, d. h. sobald wir z. B. Kochsalz, chemisch gekürzt NaCI, in Wasser lösen, wird ein Teil des gelösten Salzes nicht mehr in der Verbindungsform NaCI vorliegen, sondern ein ganz gewisser Anteil dieses Salzes befindet sich nur noch in einem losen Zusammenhang zwischen positiv geladenem Natrium und negativ geladenem Chlor-Ion.

Was sind also in diesem Zusammenhange Ionen? Sie stellen etwas dar, was vor oder nach einer bestimmten Reaktion die Eigenschaft des betreffenden Elementes aufweist, also Chlor-Ion wird z. B. immer mit einer zugegebenen Silbernitratlösung reagieren und weißes, zu Boden fallendes Silberchlorid bilden. Es sind also die Ionen des Chlors und Silbers sofort zusammengetreten, um ein unlösliches Produkt zu bilden, d. h. also, daß sie so eng miteinander verbunden sind, chemisch ausgedrückt eine so große Affinität zueinander haben, daß sie in nur geringem Maße oder gar nicht dissoziiert sind. Die Ionen wandern, wenn durch eine Lösung Gleichstrom geschickt wird, entweder zur positiven oder negativen Elektrode, d. h. sie wandern entweder in der Richtung der elektrischen Energie oder dieser entgegen. Wir erklären dies so, daß z. B. die zur Kathode, zum negativen Pol wandernden Ionen eine oder mehrere positive Ladungen besitzen.

Um unsere Betrachtungen, die wir bisher als richtig hingestellt haben, auch hier heranziehen zu können, müssen wir genauer sagen, daß diejenigen Ionen, welche zum negativen Pol wandern, eine oder mehrere Elektronen zu wenig besitzen, während diejenigen Ionen, welche zum positiven Pol wandern, eine oder mehrere Elektronen zu viel besitzen. Es ist bisher noch keinem Forscher gelungen, Ionen als solche zu isolieren und schließlich auch zur Wägung zu bringen. Niemand hat bisher mit noch so feinen Hilfsmitteln, mit noch so starken Vergrößerungsgläsern Ionen dem Auge sichtbar machen können. Lediglich die an der Elektrode abgeschiedenen Ionen werden, nachdem sie wieder Atome oder Moleküle geworden sind, wäg- und sichtbar. Sie geben bei dem Auftreffen auf die Elektrode, sofern sie nach dem positiven Pol wandern, die ihnen zu viel anhaftenden Elektroden ab. Sofern sie zur Kathode wandern, empfangen sie die ihnen fehlende Anzahl von Elektronen, und in beiden Fällen werden sie Atome bzw. Moleküle, denn es wandern zur Anode auch gewisse Molekülreste, die dann dort mit dem Wasser ihrer Umgebung oder in sonst irgendeiner Weise chemisch reagieren.

Wir sehen also, daß in allen Fällen, bei denen Atome oder auch Atomkomplexgebilde und Moleküle entstehen, negative Elektronen eine besonders starke Rolle spielen. Um diese Vorgänge noch genauer verfolgen zu können, müssen wir uns einmal vorstellen, was in einem galvanischen Element vor sich geht, wenn wir demselben elektrischen Strom entnehmen. Ein galvanisches Element, das Leclanché-Element, z. B. besteht aus einer Metall-Elektrode und einer Kohleelektrode, die mit Braunstein ummantelt ist, und beides befindet sich in einer Salmiaklösung. Andere galvanische Elemente sind in der Weise aufgebaut, daß sich z. B. beim Daniell-Element eine Kupferelektrode in einer Kupfersulfatlösung und eine Zinkelektrode in einer Zinkaulfatlösung befinden, und daß beide Lösungen mit einem Diaphragma, d. i. eine halbdurchlässige Wand, welche zwar den Strom hindurchtreten läßt, jedoch eine Durchmischung der Lösung verhindert, getrennt werden. Werden nun die beiden Elektroden durch einen Kupferdraht miteinander verbunden, so kann man durch ein dazwischengeschaltetes Meßinstrument oder einer Klingel oder auch ein elektrisches Lämpchen beobachten, daß Strom durch das ganze System fließt, und zwar bildet bei dem zuletzt genannten Element das Kupfer den positiven, das Zink den negativen Pol. Der Strom, d. h. die negativen Elektronen als Träger der in die Grobstofflichkeit eingedrungenen Kraft fließen also von dem Element mit dem niederen Atomgewicht (Cu) zum schwereren, also noch grobstofflicheren Element, so wie es gemäß unseren früheren Betrachtungen nicht anders sein kann. Daß zudem der Elektronenstrom immer das Bestreben hat, in Richtung der Schwerkraft zu fließen, dürfte experimentell nachweisbar sein.

Doch kehren wir nun wieder zu dem galvanischen Element zurück. Es muß also offenbar an dem negativen Pol dauernd ein bestimmter Überfluß an negativen Elektronen vorhanden sein, während umgekehrt der positive Pol an Elektronen verarmt ist, so daß bei Verbindung beider aus dem Element herausragender Elektroden durch einen metallischen Leiter ein Stromfluß wahrnehmbar wird. Da nun beide Elektronen in einer Lösung angeordnet sind, die Ionen dissozziierter Salze enthält, muß die Ursache dieses Stromflusses unbedingt in der Beschaffenheit dieser Ionen liegen, worauf auch alle näheren Untersuchungen hindeuten. Wir können in diesem Zusammenhang allerdings nicht die wünschenswerten Einzelbe-trachtungen vornehmen, sondern müssen dies einer besonderen Arbeit vorbehalten. Wir sehen jedoch, und das soll uns hier genügen, daß die Ionen im Gegensatz zum stabilen Atom in irgendeiner Weise an dem Zustandekommen eines Stromflusses, also der Fortführung der Kraft, die aus der Feinstofflichkeit eingedrungen ist, in vorgeschriebener Richtung Anteil nehmen, daß Ionen also der Feinstofflichkeit schon erheblich näherstehen als Atome. Analog dem aus dem Radium ausgeschleuderten Helium (α-Teilchen) mit zwei positiven Ladungen, also einem im Kern noch unfertigen Atom Helium, sind auch die in einer Flüssigkeit vorhandenen Ionen nicht grobstofflichen fertigen Atomen gleichzusetzen.

Abdruschin hat in seiner Fragenbeantwortung „Was ist Energie? Und was ist Schwerkraft?“ 2) bereits darauf hingewiesen, daß Feinstofflichkeit und Grobstofflichkeit keineswegs schroff einander gegenüberstehen, sondern daß zwischen beiden Geschehensstufen alle Abstufungen von gröbster Feinstofflichkeit bis zu feinster Grobstofflichkeit stehen und daß die Grobstofflichkeit selbst eine Kontinuität von der feinsten bis zur gröbsten Grobstofflichkeit aufweist. Letztere Tatsache ist uns schon in den drei Aggregatzuständen gasförmig, flüssig und fest geläufig. Auf der anderen Seite operieren wir mit dem Begriff der „stofflosen“ Wellen. Zwingt uns nicht einfache Logik bereits dazu, anzunehmen, daß zwischen diesen Wellen und den Gasen weitere Übergänge bestehen müssen oder sollen wir weiterhin annehmen, daß diese grobstoffliche Welt urplötzlich aus irgendeinem niemals von Abdruschin klar formulierten Ursprung geschaffen oder entstanden ist? Die Forschung ist schon lange so weit, daß sie von der Sonne annimmt, daß sie vor Jahrmillionen durch und durch gasförmig war und durch allmähliche Abkühlung zu einer feuerflüssigen Masse geworden ist. Was aber steht vor dem Gaszustand mit seinen kaum vorstellbaren Temperaturen, und woher nahm diese Hitze ihren Ursprung? Das grundlegende Gesetz von der Erhaltung der Energie sagt deutlich aus, daß aus Nichts nur Nichts entstehen kann. Also muß vor der gasförmigen Grobstofflichkeit und zwischen dieser und den feinstofflichen Wellen noch mehr vorhanden nein, von dem nur bisher noch nichts bekannt und erkannt war, weil die Wege zu dieser Erkenntnis fehlten. Wenn menschliche Forschung über diese Schranke noch nicht vorzudringen vermochte, so beweist dies nur, daß sie eben noch nicht gelernt hat, echtes Empfinden der Gedankenformung voranzustellen. Die Gralslehre weist uns jetzt den Weg, den wir einschlagen müssen, um bis zur vollen und wahren Erkenntnis der über uns und zeitlich schon vor der Grobstofflichkeit bestandenen und auch heute noch stehenden Feinstofflichkeit und darüber hinaus zur Wesenhaftigkeit vorzudringen, wenn wir nur ehrlich wollen und mit den bisherigen Methoden brechen.

Nachdem uns jetzt die α-Strahlen, welche beim Radiumzerfall frei wurden, in ihrer Beschaffenheit schon etwas vertrauter geworden sind, und wir hierbei einen etwas plastischeren Begriff von den Ionen ganz allgemein erhalten haben, wollen wir uns nunmehr den ß- und γ-Strahlen zuwenden.

Die ß-Strahlen sind, wie schon erwähnt, nichts anderes als Elektronen. Sie sind also Teilchen der Kraft, welche aus der Feinstofflichkeit in die Grobstofflichkeit eindringt und mit ihrem wesenhaften Kern formend und verdichtend auf die umgebende Beschaffenheit einwirkt. Wesenhaft gelenkt wirken viele solche mit feinstofflicher und feinster grobstofflicher Hülle umgebene Kraft-Inselchen nach dem Gesetz der Gleichart aufeinander anziehend und damit verdichtend, so daß sie sich in der Schöpfung tiefer senkten und derart gröberstoffliche Masse bildeten. So entstanden die Atom-Massekerne mit ihrer scheinbar positiven Ladung, die dann anziehend auf weitere Elektronen wirkt und diese gleich Planeten in ihre Bahn um das Massezentrum zwingen. Es liegt hierin kein Widerspruch, denn die Sonne besitzt ebenfalls nicht eine andere Ladung als die um sie kreisenden Planeten. Oder ist etwa die Erde positiv geladen und der Mond negativ? Da wir aber für alle gleichartigen Vorgänge in der Schöpfung nur die gleiche Gesetzmäßigkeit haben können, ist es unerfindlich, warum die Vorgänge im Atom eine Ausnahme machen sollen. Diese Abschweifung war notwendig, um verständlich zu machen, daß die gleichzeitig beim Radiumzerfall freiwerdende Wärme dadurch entsteht, daß eine bestimmte Anzahl der den Kern bildenden Elektronen umkehrt und hierbei die grobstoffliche Beschaffenheit der in die Feinstofflichkeit und die weiteren Schöpfungsstufen zurückkehrenden Kraft annimmt, d. h. sie verwandelt sich in Wärme. Die ß-Strahlen hingegen sind Elektronen aus den „Planetenringen“. Sie sind als Baustoffe der Ionen von noch feinerer Grobstofflichkeit als diese und stehen hiermit der Feinstofflichkeit bereits erheblich näher als der groben Grobstofflichkeit.

Nun bleiben noch die γ-Strahlen. Sie stellen elektro-magnetische Wellen dar und gehören hiermit zu der gleichen Beschaffenheit wie die Lichtstrahlen. Beide Wellen- oder Strahlenarten sind jedoch noch von einer, wenn auch bereits außerordentlich feinen Grobstofflichkeit, was schon daraus hervorgeht, daß sie eine meßbare, wenn auch ungeheuerlich große Geschwindigkeit besitzen. - Feinstoffliches hingegen ist immer und überall gleichzeitig in der gesamten Grobstofflichkeit. Darüber wird in späteren Betrachtungen noch viel zu sagen sein. - Die γ-Strahlen stellen die bisher in unseren Betrachtungen aufgefundene feinste Grobstofflichkeit dar, die von der gröbsten Feinstofflichkeit nicht mehr allzu weit entfernt sein kann.

Elektro-magnetische Wellen kennen wir in ihren Wirkungen recht gut, ihrem Wesen nach und erst recht in ihrer Beschaffenheit sind sie uns jedoch bisher völlig unbekannt geblieben. Auch wir haben bisher über Magnetismus noch nicht gesprochen. Nach unseren landläufigen Begriffen muß jedoch Magnetismus, in welchem Zusammenhange er auch stehen mag, immer etwas mit Anziehungskraft zu tun haben. Er muß also etwas zu tun haben Kraftströmungen bzw. mit einem Einfluß von Kraft. Da elektro-magnetische Wellen beim Zerfall des Radiums frei werden, können wir auch ohne weiteres annehmen, daß es sich um etwas handelt, was als Produkt von etwas resultiert, das ursprünglich bei der Entstehung des Radiums ebenfalls in dasselbe hineingesenkt wurde. Abdruschin spricht von der Macht des Stärkeren, wenn er von der scheinbar magnetartig anziehenden Kraft des Geistigen auf das Wesenhafte und Stoffliche sagt, daß die Wirkung dieser Kraft einer Anziehungskraft nur ähnlich ist, daß sich hingegen die natürliche Auswirkung dieser herrschenden Macht in äußerer Form wie ein magnetartiges Anziehen, Zusammenhalten, Zusammenfassen usw. zeigt. In dieser Phase liegt der Schlüssel zur Auffindung der letzten Vorgänge, die zur Entstehung der grobstofflichen Materie führen. Es ist die Kraft des Geistigen, die, unerreichbar menschlichem Willen und Einfluß einströmt in die Grobstofflichkeit und die vom wesentlichen Kern beseelten Baustoffe, die Elektronen und Ionen zusammenfaßt zu Atomen nach dem Willen des Schöpfers und seiner höchsten Diener. Diese Bausteine selbst, wie alles Grobstoffliche, und wenn es von noch so feiner Beschaffenheit ist, sind ebenso von der schöpferischen Kraft des Geistigen geformt worden. Da aber diese Kraft beim Durchgang durch die verschiedenen Stufen der Schöpfung deren Hüllen annimmt, muß sie auch beim Zerfall grobstofflicher Bausteine als etwas Grobstoffliches, sei es noch so fein, resultieren. Und dieses Produkt haben wir in den γ-Strahlen, den elektro-magnetischen Wellen vor uns. Mit dem Begriff „elektro-magnetisch“, der aus Beobachtung der Wirkungen dieser Wellen geprägt wurde, wird ja schon zum Ausdruck gebracht, daß es sich um die Erscheinungsform einer Kraft handelt, die höher steht, als die rein elektrisch fließende, wesenhaft gelenkte Kraft bzw. Energie in der Grobstofflichkeit. Dies scheinbar Anziehende, Beherrschende ist es, das den elektromagnetischen Wellen eigen ist. Wer wollte etwa jenen elektromagnetischen Wellen, die wir kurzerhand Licht nennen, die alles organische Leben in der Grobstofflichkeit beherrschende Kraft absprechen? Wir wissen ja genau, daß andererseits für den organischen Aufbau der lebenden Zelle anorganische Baustoffe, letzten Endes Atome und Moleküle notwendig sind. Zur Formung der Pflanzen, Tier- und Menschenleiber aus diesen Elementen und Verbindungen, also der grobstofflichen Hüllen für den wesenhaften oder geistigen Kern lassen wir die elektromagnetischen Wellen des Lichts und seiner sichtbaren und unsichtbaren Bestandteile und Nachbarwellen gelten. Licht ist ja hierbei auch nur das grobstoffliche Produkt oder besser gesagt Kleid, in dem sich die Kraft des Geistigen bei ihrem Eintritt in Grobstofflichkeit wahrnehmbar macht. γ-Strahlen sind es bei der Rückkehr in die höheren Stufen der Schöpfung. Es ist ein einfacher Gedanke, wenn man dieselbe Kraft auch als die gebieterisch bestimmende formende Kraft der Bausteine des organischen Lebens erkennt. Ein Glück ist es nur, daß der Mensch auf diese über ihm selbst stehende Kraft keinen Einfluß nehmen kann, sonst wäre die Schöpfung schnell ein Trümmerhaufen.

Fassen wir nun das Ergebnis unserer vorstehenden Betrachtungen zusammen, und ziehen wir die Konsequenz aus den bisherigen Ableitungen, so ergibt sich ein Bild, das zwar noch nicht alle Feinheiten und Einzelheiten enthält, da hierzu naturgemäß viel umfassendere und tiefgründigere Studien erforderlich sind, sich nicht im Rahmen eines einzigen, verhältnismäßig kurzen Aufsatzes durchführen lassen, das jedoch bereits in groben Umrissen den Weg weist, den das Geschehen für die Entstehung der Grobstofflichkeit nimmt. Wir haben erkannt, daß die Elek-tronen schon eine weitere Stufe in der Verfeinerung der Grobstofflichkeit darstellen, während die γ-Strahlen von der feinsten grobstofflichen Beschaffenheit sind, die wir bisher in unseren Betrachtungen kennen gelernt haben. Ihre grobstoffliche Beschaffenheit ist so fein, daß sie grobstoffliche Körper, wie z. B. das Blei in verhältnismäßig dicken Schich-ten zu durchdringen vermögen. Nach den Elektronen folgen die Ionen, wie z. B. die α-Teilchen. Sie besitzen bereits positive Ladungen, also Masse im stark grobstofflichen Sinne, sind jedoch noch so feine Gebilde, daß wir sie mit den bisherigen Hilfsmitteln nicht fassen und wägen können. Als weiteren Übergang zur gröbsten Grobstofflichkeit können wir die Edelgase betrachten. Sie sind in physikalischer Beziehung unbedingt schon grobstofflich, denn wir können sie wägen. In chemischer Hinsicht sind sie jedoch noch völlig indifferent, sie lassen sich in keiner Weise mit anderen Elementen in Verbindung bringen, lassen also noch die letzten Merkmale der gröbsten Grobstofflichkeit vermissen. Jedoch können wir mit den heutigen menschlichen Hilfsmitteln alle weiteren Abstufungen vom Wasserstoff bis zum grobstofflichen Element, dem Uran, ohne Schwierig-keit verfolgen.

Wir haben weiter gesehen, daß die Elemente mit dem größten Atomgewicht wieder zerfallen, vom Uran, der Muttersubstanz der radioaktiven Elemente, bis herab zum Endglied dieser interessanten Reihen, dem Blei. Bei diesem Zerfall werden neben den α-Teilchen und ß-Teilchen γ-Strahlen frei. Hierbei sei nochmals wiederholt, daß es sich bei den γ-Strahlen um elektro-magnetische Wellen handelt. Schon bei Erörterung über den Ursprung der Kraft wurde darauf hingewiesen, daß die Kraft aus der Grobstofflichkeit als tiefstem Punkt des Geschehens bei dem absoluten Nullpunkt wieder in die Feinstofflichkeit zurückkehrt. Ganz analog nehmen die γ-Strahlen beim radioaktiven Zerfall wieder ihren Weg in das All zurück. Es läßt sich die Behauptung aufstellen, daß die Radioaktivität gerade deswegen bei den schwersten Elementen auftritt, weil sie den Tiefstpunkt der Grobstofflichkeit darstellen und demnach hier der Umkehrpunkt im materiellen Geschehen liegen muß. Wir können also in dem Kraftkern der γ-Strahlen die Ursache für Entstehung der Grobstofflichkeit überhaupt suchen. Sie besitzen von allen bisher von uns beschriebenen Stoffarten den feinsten grobstofflichen Charakter, liegen im Ursprung also vor den Elektronen und den Ionen (α-Teilchen). Beide werden beim radioaktiven Zerfall ebenfalls in Freiheit gesetzt, ebenso Wärme, also Rückkehr von ursprünglich eingeströmter Kraft durch die Feinstofflichkeit in die Wesenhaftigkeit. Demnach müssen also Ionen zuerst entstanden sein, um dann unter der zwingenden Macht der γ-Strahlen, bzw. deren Äquivalent, welches als Kraft des Geistigen einströmte, mit freien Elektronen die uns faßbare grobstoffliche Masse zu bilden. Da die Äquivalente der γ-Strahlen also massebildend gewirkt haben, müssen sie beim Zerfall der radioaktiven Elemente unbedingt aus dem Kern austreten. Daß dies so sein muß, geht schon daraus hervor, daß die ganze Umwandlung eine Veränderung der Masse des Kernes der Atome bewirkt, da ja als Effekt ein Atom mit niederem Atomgewicht resultiert. Ebenso geht auch die Absättigung der α-Teilchen mit Elektronen im Atomkern vor sich, wie dies schon länger klar bewiesen wurde, hat also nichts mit den um den Kern kreisenden Elektronen zu tun.

Vertiefen wir uns nun noch einmal in die Lehre Abdruschins, so können wir darin feststellen, daß alles Geschehen seinen Ursprung aus der ausgeströmten Urkraft nimmt und diese in ihrem Lauf durch die Geschehensstufen auf die vorgefundenen Zustände formend und bildend einwirkt, hierbei immer weitere Stufenzustände schaffend, bis die letzte Phase entstanden ist: Die gröbste Grobstofflichkeit. Von hier nimmt die Kraft ihren Weg zurück, ebenso wie auch der grobstoffliche Zustand wieder aufgelöst wird. Abdruschin bezeichnet die völlige Auflösung der Grobstofflichkeit als die Auflösung in den Ursamen.

Es wird nun Aufgabe sein, diese Fragen ganz ausführlich in breitem Rahmen weiter zu untersuchen. Die bisher erzielten Forschungsergebnisse über das Verhalten der Radium-Elemente bieten hierfür die beste Basis, während in gewissem Umfange auch neuere Ergebnisse, vor allem experimenteller Art, auf dem Gebiete der Strahlenforschung für verglei-chende Betrachtungen herangezogen werden können.

1) 
Vergl. „Die Schwerkraft im geistigen und materiellen Geschehen“. „Der Ruf“, Heft 8 u. 9, Seite 350 ff.
2) 
„Der Ruf“, Heft 5, 6, 7, Seite 277 ff. (1927)