31. Strebet nach Überzeugung!
Strebet nach Überzeugung in allem, was Ihr tut! Sonst seid Ihr tote Puppen oder feile Söldner! In dem künftigen Reiche Gottes auf Erden soll das Tote und das Träge ausgeschaltet sein und keine Seinsberechtigung mehr haben; denn wertlos vor den göttlichen Gesetzen ist ein Mensch, der nur Mitläufer bleibt in irgend einer Art. —
Schauet um Euch, daß Ihr an allem lernen könnt. Täglich und stündlich wird Euch Gelegenheit dazu gegeben. Beobachtet die Vorgänge in allen Ländern. Massen, die sich jahrelang in den verschiedenen Parteien erst beschmutzten und befehdeten, sogar tätlich bekämpften bis zum Mord, sie gehen über Nacht manchmal zusammen singend und die Freudenfackeln schwingend durch die Straßen, gerade so, als ob sie treue Freunde wären schon seit Jahren. Über Nacht. Und nur, weil ihre Führer sich einmal die Hände reichen zu irgend einem Zweck. Wo findet Ihr in solchen Dingen die persönliche und wirklich feste Überzeugung, wo eine Überzeugung überhaupt! Sie fehlt. Es ist empfindungsloses Mitmarschieren vieler Tausende, die dadurch für das Große wertlos sind. Auf solchem Boden kann niemals ein Reich erstehen, das in göttlichen Gesetzen schwingt. Es kann deshalb auch nie in dieser Art gesunden.
Wenn die Parteien sich bekämpfen, und dieser Kampf in Überzeugung ruht, so ist es ganz unmöglich, daß ein Zusammengehen ohne Änderung der Überzeugung und der Wege sich vollzieht. Das aber kommt nicht in nur wenig Stunden. Wo dieses dennoch möglich wird, dort war bestimmt nicht Überzeugung da, sondern es konnte ausschlaggebend nur ein einheitliches Ziel so wirken: das Ziel nach Macht! Das ganz allein setzt sich in skrupelloser Weise über alles weg und geht auch über Leichen, wenn es anders nicht sein kann. Aber es trägt bei so gewaltsamen Zusammenschlüssen auch das Mißtrauen in sich von vornherein, das argwöhnisch den anderen stets überwacht und dann nur wenig Zeit hat für die Hauptsache: das Wohl des Volkes, das voll Hoffnung auf sie schaut.
Solche Menschen ohne wahre Überzeugung sind sehr leicht auch wieder abzubringen von der Richtung, welche ihnen die Vereinigung gebracht. Es ist nicht die Verläßlichkeit auf sie, die in eigener Überzeugung ruht! Denen genügt ein Wortschwall inhaltloser Reden, um davon berauscht zu sein. Doch in dem Rausche liegt keine gesunde Tat.
Mit solchen Menschen kann kein Aufbau kommen, der den Stürmen standzuhalten fähig ist! Es ist nicht anders wie zu Jesus Zeit, in der die Massen „Hosiannah!“ riefen, und in Stunden darauf schon das „Kreuzige!“
Wo aber Überzeugung die Grundlage einer Handlung bildet, einer Tat, dort kann das nicht geschehen; denn Überzeugung kommt aus Wissen, und das Wissen gibt Ausdauer und Bestand, gibt Unerschütterlichkeit und sieghaften Mut, weil wahres Wissen aus Erleben stammt.
Träger des Gralskreuzes aber besitzen Wissen.
Daraus soll eine Kraftwelle sich heben und ergießen über alle Menschheit auf der Erde. In unaufhaltbarer Gewalt muß diese Welle alle Schlacken mit sich reißen, die den Menschen das Erwachen zur Erkenntnis noch verhindern. Werdet deshalb stark, daß Ihr gemeinsam mit der großen Reinigung, die durch den Druck des Lichtes nun erfolgt, den Menschen Kraft zu spenden fähig seid zu neuem Auferstehen! Denn schwere Stürme müssen an die Seelen schlagen, daß sie anders werden in dem Schmerz und in der Not, daß sie geläutert auferstehen oder untergehen!
Lernet und reifet aber selbst dabei, damit Euch Überzeugung werde! Und nach der Art der Überzeugung wird es sich entscheiden, wer gerettet werden kann, und wer für immer ausgeschlossen bleiben muß vom zukünftigen Gottesreiche; denn die Überzeugung ist gleichzeitig auch die Frucht des Wollens!
Erst die Kraft der Überzeugung macht den Menschen lebend in der Schöpfung, also vollwertig! Sie befähigt ihn, Werke zu formen, welche ernst genommen werden müssen und nicht leicht vergänglich sind.
Deshalb rief ich den Menschen im Geleitwort meiner Botschaft zu, daß Glaube nun zur Überzeugung werden muß!
Es ist für alle nun die höchste Zeit dazu. Und da die Überzeugung aus dem Wissen wiederum nur im Erleben kommt, so wird der Mensch nunmehr gewaltsam in das äußere Erleben alles dessen scharf gedrängt, was er bisher an Formen schuf, damit er klar erkenne in dem Schmerz und in der Freude, was er recht geformt hat und was unrecht in dem Denken und Empfinden seines Seins gewesen ist. —
Die Kreuzträger in allen Ländern werden in der größten Not den Erdenmenschen als die Richtschnur gelten, der sie folgen sollen. Ihr könnt daran nichts ändern; denn es ist Bestimmung. Doch wehe Euch, wenn sie dann Fehler an Euch finden! Weh Euch um Euret- und der Menschen willen! Deshalb versäumet nicht die Zeit zum notwendigen Reifen. Die Menschen selbst würden ihre Enttäuschung bitter an Euch rächen. Seid wach und stark! — — —
Es soll das neue Reich nun werden hier auf Erden! Das Gottesreich, wie es verheißen ward den Menschen von dem Licht! Doch das kommt nicht mit sanftem Säuseln als Belohnung des jetzigen Menschentums!
Wie sehr irren die dünkelhaften Gläubigen, die wonniglich erschauernd an das Gottesreich auf Erden denken schon seit langen Zeiten, in dem stolzen Selbstbewußtsein, daß sie es genießen dürfen als die auserwählten Gotteskinder, weil sie ihrer Meinung nach an ihren Heiland glauben, der für sie gestorben ist und dabei ihre Sünden auf sich lud. So wie ein braves Kind sehr oft mit einer Süßigkeit belohnt zu werden sich gewöhnt, so denken sie sich auch das Kommen dieses Gottesreiches hier auf Erden. Ein süßes Träumen schwebt ihnen bei dem Gedanken unklar vor, ein ruhiges Geborgensein in Gottes treuer Hut, der sie mit seiner Liebe überschüttet aus Freude, daß sie an ihn glauben! Der sie damit belohnt, weil sie den Glauben an ihn öffentlich bekannten und sich seiner vor den Menschen niemals schämten. Was liegt in dieser Anschauung für unsagbarer Hochmut!
Prüft nur genau und scharf, Ihr Menschen, und Ihr werdet finden, daß die Mehrheit aller Christen wirklich so bestellt ist und nicht anders! Es ist dabei in nichts zu viel gesagt, so traurig es auch klingt.
Doch Gottes Zorn wird diese Selbstgefälligen in großer Härte treffen! Sie sind ein schleimiger Morast, den man mit Ekel meidet! Gerade alle die, die sich in Hochmut zur Zeit als die auserwählten und getreuen Gotteskinder brüsten.
Das Gottesreich stellt jedoch große Forderungen an die Menschheit und bringt Arbeit in der reichsten Fülle! Es ist das Gegenteil von dem, wie es der Kirchengläubige erträumt! Die schwerste Arbeit dabei aber harrt des Menschen an sich selbst! Er hat darin viel gutzumachen, wenn er überhaupt bestehen will. Ich will die Binde von Euch nehmen, damit Ihr diese Erdenmenschen nun erkennt in aller ihrer Tücke, weil das Ende meines Kampfes naht und Ihr mithelfen sollt in dieser groben Stofflichkeit, mithelfen an dem Sieg des Lichtes, welcher das selbstgefällige und dabei doch so boshafte Gewürm vertilgt. Denn nur Gewürm ist es zu nennen noch, nicht Menschen mehr!
Das Schwert soll aber scharf und blank sein, das Ihr führt im Namen Gottes, welchem Ihr Euch zugelobtet!
Doch wer von Euch steht fest und wer ist wach zum Kampfe gegen die gesamte Menschheit und gegen das Dunkel, welches sie umschließt!
Gutmeinend und willig verbeißt Ihr Euch nur allzu zähe noch und viel zu starr in Alltags-Kleinigkeiten, womit Ihr Euch selbst Hindernisse in die Wege legt, so daß Ihr kaum den kleinsten Teil von dem zu leisten fähig werdet, was Ihr in Wirklichkeit zu leisten habt und leisten müßt. Ein jeder von Euch ist noch weit zurück, weil er durch all die Kleinigkeiten nicht harmonisch in dem Großen schwingen kann!
Werdet elastischer und freier in dem Alltagswirken und behaltet stets und unentwegt im Auge und in dem Empfinden nur das Große! Verkrampft Euch nicht zu sehr in hemmender Beharrlichkeit. Ihr dürft Euch nicht zu menschlichen Maschinenteilen machen, sondern müßt lebendig, groß und frei werden! Wo Eure Fehler Hemmung bilden wollen, dort suchet sofort neue Wege, die Euch leichter fallen, dadurch kommt Ihr zuletzt doch oft noch an den Ort, den Ihr erreichen müßt!
Handelt ebenso mit Euren Mitberufenen. Ihr werdet sehen, daß die Harmonie dann nicht so leicht zerbrochen werden kann! Laßt alles Starre Euren Nebenmenschen gegenüber fallen, werdet dafür lebend und beweglich! Gebt vorübergehend nach, wo etwas nicht zu gehen scheint, doch laßt dabei die Zügel niemals aus der Hand! Ihr bringt das Widerstrebende zuletzt mit einigem Geschick schon dahin, wo es stehen soll. Ein guter Reiter wird das Pferd nie blutig reißen müssen, um den Willen durchzusetzen, wenn er es versteht, mit Tieren umzugehen. Er muß nur vorher lernen, Tiere zu verstehen, wenn er sie beherrschen will! Seine Starrheit würde nur die Störrischkeit zur Folge haben, oder den Gehorsam, der in jedem Augenblicke wiederum versagen kann. Er sitzt dabei auf einem Pulverfaß, anstatt daß ihn das Pferd mit Liebe und mit Sorgfalt trägt!
Unbeugsam ist in Wirklichkeit der Wille, der zum Ziele führt, auch wenn er seine Wege ändern muß, nicht aber der, der sich sein Ziel zerbrechen läßt an der eigenen Starrheit. Beharrlichkeit allein führt zu den Zielen, nicht die Starrheit. Starrheit ist immer falsch, weil unnatürlich und auch nicht im Einklang mit den Schöpfungsurgesetzen stehend, die Beweglichkeit bedingen. Ein jedes starre Festhalten ist Unbeholfenheit, die andere gangbare Wege nicht erkennt und deshalb auch das Vorwärtsstreben seiner Mitmenschen vermauert! —
Ihr Kreuzträger, erwacht zu neuer Art, laßt Altgewohntes und Gelerntes fallen, werdet Ihr zuerst neu vor der Welt, auch in dem alltäglichen Denken und dem Tun! Nichts ist, das nicht neu werden müßte, das rief ich Euch schon hundertfältig zu! Es muß bei Euch der Anfang sein! Ohne Anfang gibt es keinen Fortgang! Wenn Ihr versagt, stürzet die Welt!