10. Das verbogene Werkzeug
Der Menschenseele größte Bürde, die sie sich aufgeladen hat und die sie hindern wird an jeder Aufstiegsmöglichkeit, ist Eitelkeit! Verderben trug sie in die ganze Schöpfung. Die Eitelkeit ist zu dem stärksten Seelengift geworden, weil der Mensch sie liebgewonnen hat als Schild und Deckmantel für alle seine Lücken.
Wie Rauschgift hilft sie über seelische Erschütterungen immer wieder leicht hinweg. Daß es nur Täuschung ist, spielt Erdenmenschen keine Rolle, wenn diese nur Befriedigung dabei empfinden und damit ein Erdenziel erreichen, seien es auch oft nur wenige Minuten lächerlicher Selbstgefälligkeit. Es braucht nicht echt zu sein, der Schein genügt dem Menschen.
Man spricht von dieser Eitelkeit, von Dünkel, Geisteshochmut, Schadenfreude und so vielen Eigenschaften aller Erdenmenschen gutmeinend, beschönigend als Fallstricke des luziferischen Prinzips. Es ist dies alles aber nur kraftlose Selbstentschuldigung. Luzifer brauchte sich gar nicht so sehr zu bemühen. Für ihn genügte es; daß er die Menschen auf das einseitige Großziehen des irdischen Verstandes hingewiesen hat in der Versuchung, die Frucht des „Baumes der Erkenntnis“ zu genießen, sich also dem Genusse der Erkenntnis hinzugeben. Das andere, was darauf folgte, machte der Mensch selbst.
Als größter Auswuchs des die Oberhand gewinnenden und erdgebundenen Verstandes will die Eitelkeit genommen sein, welche so viele Übel in ihrer Gefolgschaft hat, wie Neid und Haß, Verleumdung, Sucht nach irdischen Genüssen und nach Gütern jeder Art. Alles Unschöne in dieser Welt ist eigentlich in Eitelkeit verankert, die sich in so vielen Arten zeigt.
Der Drang nach äußerlichem Schein erzog das heute vorherrschende „Zerrbild Mensch“! Das Scheinwesen, das „Mensch“ genannt zu werden nicht verdient, weil es in seiner Eitelkeit die Möglichkeit zum notwendigen Geistesaufstieg um des Scheines willen untergrub, alle natürlichen Verbindungswege, die ihm zur Betätigung und Reifen seines Geistes mitgegeben wurden, hartnäckig vermauerte und gegen seines Schöpfers Willen frevelnd ganz verschüttete.
Allein den erdgebundenen Verstand zum Götzen zu erheben, genügte, um den ganzen Weg des Menschen umzustellen, den der Schöpfer ihm in seiner Schöpfung vorgezeichnet hatte.
Luzifer buchte für sich den Triumph, daß des Erdenmenschen Seele in den grobstofflichen Erdenkörper einen Eingriff wagte, der ihr gewolltes Wirken in der Schöpfung ganz unmöglich machte. Um den Verstand zu schärfen, trat die einseitige Züchtung des Gehirnteiles in fieberhafte Tätigkeit, welcher nur für die Grobstofflichkeit wirken muß: das Vorderhirn. Von selbst wurde dadurch der geistig aufnehmende Teil des menschlichen Gehirnes in seiner Tätigkeit zurückgedrängt und unterbunden. Damit war auch jedes Verständnis für das Geistige erschwert, mit den Jahrtausenden ein geistiges Begreifen sogar vollständig verloren für den Erdenmenschen. Dieser steht damit nun einsam, unbrauchbar in der Schöpfung. Abgeschnitten von der Möglichkeit geistigen Erkennens und Aufstieges, damit abgeschnitten auch von Gott!
Das ist das Werk Luzifers. Mehr brauchte er nicht zu tun. Dann konnte er den Erdenmenschen sich selbst überlassen und ihn sinken sehen von der einen Stufe zu der andern, dabei von Gott sich immer mehr entfernend, als Folge dieses einen Schrittes.
Das zu beobachten ist nun für Menschen, die sich ehrlich mühen, wenigstens einmal sachlich mitzudenken, gar nicht schwer. Daß die Verstandestätigkeit auch Besserwissenwollen in sich trägt, das trotzige Beharren auf allem, was eine solche Tätigkeit für richtig hält, ist leicht begreiflich; denn der Mensch hat ja dabei „gedacht“, was er zu denken fähig war. Er hat seine Höchstgrenze im Denken erreicht.
Daß diese Grenze durch das Erdgebundensein des vorderen Gehirnes niedrig ist, der Mensch deshalb mit dem Verstand nicht weiter kann, vermag er nicht zu wissen, und wird aus diesem Grunde immer denken und behaupten, mit seiner Grenze auch das Richtige erreicht zu haben. Hört er dann einmal anderes, so wird er das von ihm Gedachte immer höher stellen, für das Richtige ansehen. Das bleibt die Eigenart jedes Verstandes, und somit jedes Verstandesmenschen.
Wie ich schon einmal sagte, fällt einem Teile der Gehirnmasse die Aufgabe zu, Geistiges aufzunehmen wie eine Antenne, während der andere Teil, der den Verstand erzeugt, das Aufgenommene dann zur Benutzung für die Grobstofflichkeit umarbeitet. Ebenso soll umgekehrt das vordere Gehirn, das den Verstand erzeugt, alle Eindrücke aus der Stofflichkeit aufnehmen, zur Empfangsmöglichkeit des hinteren Gehirnes umarbeiten, damit dessen Eindrücke zur weiteren Entwickelung und Reife des Geistes dienen können. Beide Teile aber sollen gemeinschaftliche Arbeit leisten. So liegt es in den Bestimmungen des Schöpfers.
Da aber durch den Eingriff der einseitigen Hochzüchtungen des vorderen Gehirnes dieses in seiner Tätigkeit übermächtig beherrschend wurde, so störte es die notwendige Harmonie der Zusammenarbeit beider Gehirne und damit das gesunde Wirken in der Schöpfung. Der Aufnahmeteil für das Geistige blieb in der Entwickelung zurück, während das Vorderhirn aber, in seiner Tätigkeit durch Schulung immer mehr gesteigert, schon lange nicht mehr durch das hintere Gehirn die reinen Schwingungen aus lichten Höhen aufnimmt zu seiner Arbeit und zur Weitergabe in die Grobstofflichkeit, sondern den Stoff für seine Tätigkeit zum größten Teile nur aus der stofflichen Umwelt und den Gedankenformen aufsaugt, um sie umgeformt als eigene Erzeugung wieder auszusenden.
Nur wenige Menschen sind es noch, bei denen der aufnehmende Gehirnteil in wenigstens einigermaßen harmonischer Zusammenarbeit mit dem Vorderhirn steht. Diese Menschen treten heraus aus dem üblichen Rahmen, sie fallen auf durch große Erfindungen oder durch verblüffende Sicherheit in ihrem Empfindungsvermögen, das vieles schnell erfassen läßt, wozu andere nur durch mühsames Studium kommen können.
Es sind die, von denen man neidvoll sagt, daß sie es „im Schlafe erhalten“, welche die Bestätigung des Ausspruches bilden: „Den Seinen gibt es der Herr im Schlafe!“
Mit den „Seinen“ sind Menschen gemeint, welche ihre Werkzeuge noch so verwenden, wie sie nach des Schöpfers Bestimmung arbeiten sollen, also welche noch nach seinem Willen sind, und gleich den klugen Jungfrauen das Öl in ihren Lampen in Ordnung hielten; denn nur diese können den Bräutigam „erkennen“, wenn er kommt. Nur diese sind wirklich „wach“. Alle anderen „schlafen“ in ihrer Selbsteinengung, haben sich für das „Erkennen“ unfähig gemacht, weil sie die dazu notwendigen „Werkzeuge“ nicht in Ordnung hielten. Wie eine Lampe ohne Öl ist das Vorderhirn ohne harmonische Mitarbeit des Aufnahmeteiles für das Geistige.
Zu diesen sind medial veranlagte Menschen nicht ohne weiteres zu zählen. Wohl muß auch bei ihnen der Aufnahmeteil des Gehirnes mehr oder weniger gut arbeiten, aber während der Aufnahme wird bei den medialen Menschen das für irdische Weitergabe bestimmte Vorderhirn ermüdet, weil der Vorgang durch das bestimmte Wollen irgend eines Jenseitigen ganz besonders stark auf das Aufnahmehirn drückt und deshalb dabei von diesem mehr Gegendruckverbrauch sich nötig macht. Das entzieht ganz selbsttätig dem Vorderhirne Blut, also Bewegungswärme, wodurch dieses wiederum teilweise oder ganz zum Ruhen kommt. Es arbeitet nur träge oder gar nicht mit. Diese Blutentziehung würde nicht notwendig sein, wenn das Aufnahmehirn nicht durch die Unterdrückung stark geschwächt worden wäre.
Das ist die Ursache, weshalb die Weitergabe eines Mediums durch Wort oder durch Schrift nicht so für irdisches Begreifen umgearbeitet erscheint, wie es sein müßte, wenn es genau mit irdischen Begriffen, Raum- und Zeitrechnung verstanden werden soll.
Darin liegt auch der Grund, daß Medien der Erde nahekommende Geschehen, Katastrophen oder Ähnliches so oft erschauen und davon erzählen oder schreiben, den irdischen Zeitpunkt aber selten richtig treffen.
Ein Medium nimmt den feinstofflichen Eindruck auf und gibt ihn wenig oder gar nicht für die Grobstofflichkeit umgearbeitet geschrieben oder wörtlich weiter. Das muß dann Irrungen ergeben für die Menschen, welche nur mit Grobstofflichkeit dabei rechnen. Der feinstoffliche Eindruck ist anders als die grobstoffliche Auswirkung, welche sich später zeigt. Denn in der Feinstofflichkeit stehen sich die Gegensätze schärfer, reichhaltiger gegenüber, und wirken sich auch dementsprechend aus. Nun geschieht es häufig, daß Medien nur Feinstofflichkeit unverändert schildern, weil das Vorderhirn dabei in seiner Umarbeitungstätigkeit nicht folgen kann und ruht. Dann ist das Bild eines Geschehens wie die Zeiten anders, da auch feinstoffliche Zeitbegriffe unterschiedlich sind von denen auf der Erde.
So werden Schilderungen und Vorausschauungen einer gleichen Sache fast bei jedem medialen Menschen anders lauten, je nach deren weniger oder auch mehr möglichen Mitwirkung des vorderen Gehirnes, das nur in den seltensten Fällen eine volle Umformung für irdische Begriffe bringen kann.
Wenn Jenseitige aber nun sich mühen, die von den Erdenmenschen abgebrochene Verbindung zwischen der Feinstofflichkeit und der Grobstofflichkeit wieder zu errichten, so soll kein Fordern und kein lächerliches Richtenwollen von Unwissenden und Verstandesmenschen weiterhin geduldet werden, sondern diese Arbeiten verlangen unbedingtes Ernstnehmen, damit wieder herbeigeführt wird, was durch dünkelhafte Eitelkeit verdorben wurde.
Von einer Mitarbeit sollen aber auch alle Phantasten, Schwärmer und Mystiker ausgeschlossen werden, die in Wirklichkeit darin noch schädlicher sind als die Verstandesmenschen.
Könnten beide Gehirnteile der Erdenmenschen harmonisch zusammen arbeiten, wie es in den Bestimmungen des Schöpfers liegt, so würden Übermittlungen der Medien in für die Grobstofflichkeit passenden Zeitbegriffen gegeben werden. So aber treten durch die mehr oder weniger große Blutentziehung aus dem Vorderhirn Verschiebungen und Entstellungen ein. Diese richtigzustellen, erfordert sorgfältiges Lernen im Beobachten, verdient aber nicht lächerlich gemacht zu werden oder gar, daß unlautere Gründe untergeschoben werden, wie es mit Vorliebe von geistesträgen Menschen geschieht.
Natürlich wird es auch dabei wie in allen Dingen immer Menschen geben, die sich wissend stellend mit Behaglichkeit in diesen Dingen schwimmen und sich damit wirklich lächerlich machen, wie auch solche, die unlautere Absichten verfolgen. Das ist aber überall zu finden, und es gibt keine Berechtigung, deshalb die Sache an sich, oder die, welche sich ernsthaft damit beschäftigen, in so auffallender Weise zu beschmutzen.
Es ist dieses Gebaren der Beschmutzung alles dessen, was noch nicht verstanden werden kann, nur wiederum ein Ausdruck lächerlicher Eitelkeit, ein Zeichen unverantwortlicher Dummheit, welche unter diesen Menschen Platz ergriffen hat. Es gibt ja auch nichts Großes, nichts Erhabenes, das im Anfang von der Erdenmenschheit nicht angefeindet worden wäre! Auch dem, was Christus Jesus damals sagte, und ihm selbst erging es ja nicht anders.
Solche Spötter zeigen damit nur sehr deutlich, daß sie blind durch das Leben gehen, oder doch mit sichtbarer Beschränktheit.
Schauen wir uns um: Wer heute spottend über die von allen Seiten sich so häufenden Ankündigungen und Vorausschauungen furchtbarer Geschehen seine Straße trottet, nicht sehen will, daß sich so vieles davon schon erfüllt, daß von der einen Woche zu der anderen sich die Naturereignisse anhäufen, der ist beschränkt, oder er will aus bestimmter Furcht heraus noch nichts erkennen!
Es sind Beschränkte oder Feiglinge, welche nicht wagen, Tatsachen in das Gesicht zu sehen! In jedem Fall aber Schädlinge.
Und wer die große wirtschaftliche Not, welche sich unaufhaltsam steigert, in allen Ländern dieser Erde, wer die daraus erwachsende Verwirrung und Hilflosigkeit noch nicht als einen unheilvollen Schicksalsschlag anerkennen will, nur weil er vielleicht selbst noch genug zu essen und zu trinken hat, der Mensch verdient nicht mehr, noch Mensch genannt zu werden; denn er muß innerlich verdorben sein, abgestumpft gegen fremdes Leid.
„Alles ist schon dagewesen!“ lautet deren leichtfertige Rede. Allerdings, schon dagewesen ist das Einzelne! Aber nicht unter den Verhältnissen wie heute, nicht unter diesem Wissen, dessen man sich heute rühmt, nicht bei den Vorkehrungen, die man heute treffen kann! Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht!
Vor allen Dingen aber waren nie die Anhäufungen der Geschehen. Es lagen früher Jahre zwischen den Naturereignissen, man sprach und schrieb monatelang von derartigen Vorgängen, die alle Völker der Kultur in Aufregung versetzten, während heute schon nach Stunden alles vergessen wird im Tanz oder im Alltagsklatsch. Es ist ein Unterschied, den man nicht sehen will, aus Furcht, die sich im Leichtsinn zeigt! In einem frevelhaften Nichtverstehenwollen.
„Die Menschheit darf sich nicht beunruhigen!“ ist das Gebot für heute. Aber nicht aus Menschheitsliebe, sondern nur aus Furcht, die Menschen könnten Forderungen stellen, denen niemand mehr gewachsen ist!
Oft sind ja die Beruhigungsversuche plump, so daß nur eine gleichgültige Menschheit schweigend darauf hören kann in einer Abgestumpftheit, wie sie heute herrscht. Daß dies aber feindliche Gegenarbeit ist gegen den hohen Willen Gottes, das zu erkennen und zu sagen, müht sich niemand.
Gott will, daß Menschen diese Warnungen erkennen, welche deutlich sprechend in den vorwärtsschreitenden Geschehen liegen! Sie sollen aufwachen aus ihrem leichtfertigen Geistesdämmern, um nachdenkend noch rechtzeitig den Weg zur Umkehr zu beschreiten, bevor es nötig wird, daß all das Leid, was sie jetzt noch bei Nebenmenschen sehen können, auch sie ergreifen muß. Auflehnung gegen Gott ist es von allen, welche dies verhindern wollen durch die Reden der Beruhigung!
Aber die Menschheit ist ja leider zu empfänglich für ein jedes Wort, das sie entheben will der eigenen Regsamkeit des Geistes, und läßt sich deshalb gern die sonderbarsten Dinge sagen, nimmt sie gläubig hin, ja, will sie haben, verbreitet und vertritt sie sogar noch, nur um aus ihrer Ruhe und Behaglichkeit nicht aufgeschreckt zu werden.
Und liebe Eitelkeit schlägt ihren Takt dazu, ist beste Förderin all jenes Unkrautes, welches gleich ihr als Frucht der gottesfeindlichen Verstandesherrschaft wächst.
Die Eitelkeit will Wahrheit nie erkennen lassen, gleichviel, wo sie zu finden ist. Was sie sich darin alles leistet, zeigt die Stellungnahme dieser Erdenmenschheit schon dem Erdensein des Gottessohnes gegenüber, welches in seiner wahren, großen Einfachheit dem eitlen Menschensinne nicht genügt. Der Gläubige will „seinen“ Heiland nur nach seinem Sinne haben! Deshalb schmückt er den Erdenweg des Gottessohnes Christus Jesus mit erdachten Vorkommnissen aus.
Nur aus „Demut“ allem Göttlichen gegenüber muß dieser Heiland nach der Menschen Sinn als Gottessohn auch unbedingt „übernatürlich“ sein. Sie überlegen dabei nicht, daß Gott selbst die Vollkommenheit des Natürlichen ist, und die Schöpfung aus dieser seiner vollkommenen Natürlichkeit heraus durch seinen Willen sich entwickelte. Vollkommenheit trägt aber auch die Unabänderlichkeit in sich. Wäre eine Ausnahme in den Schöpfungsgesetzen möglich, die nach dem Willen Gottes sind, so müßte darin eine Lücke sein, es hätte an Vollkommenheit gemangelt.
Menschliche Demut aber hebt sich über alles dies hinaus; denn sie erwartet, ja verlangt bei einem Erdensein des Gottessohnes Abänderung bestehender Gesetze in der Schöpfung, also Übertretung. Ausgerechnet nun von dem, der doch gekommen war, alle Gesetze seines Vaters zu erfüllen, wie er selbst es sagte! Sie erwartet von ihm Dinge, die nach den Gesetzen der natürlichen Entwicklung einfach unmöglich sein müssen. Und ausgerechnet damit soll sich seine Gottheit zeigen, das Göttliche, das die Grundlage der Naturgesetze lebendig in sich trägt!
Ja, Menschendemut kann viel fertigbringen. Aber ihr richtiges Gesicht ist Forderung, nicht wahre Demut. Höchste Anmaßung, ärgster, geistiger Hochmut! Die liebe Eitelkeit deckt nur ein Mäntelchen darüber, das der Demut ähnlich scheint.
Traurig ist nur, daß auch so oft wirklich Gutwollende sich in der anfänglich ganz echten Demut unbewußt in ihrer Hingerissenheit bis zu den unmöglichsten Dingen steigern, wie es Lorber in so reichem Ausmaße an sich erleben konnte und so viele andere mit ihm.
Es erstanden Einbildungen, deren Weitergabe großen Schaden brachte.
So mußte schon das Jesuskind die größten Wunderdinge ausgeführt haben. Sogar bei den kindlichsten Spielen, die es trieb wie jedes Kind, wenn es gesund und geistig rege ist. Die kleinen Vögel, die es spielend aus einfachem Lehme formte, wurden lebend, flogen lustig singend in die Luft, und viele solcher Dinge mehr. Es sind die Vorgänge einfach unmöglich, weil sie allen Gottgesetzen in der Schöpfung widersprechen!
Dann hätte ja Gottvater seinen Sohn auch fertig auf die Erde stellen können! Wozu war eine Menschenmutter nötig! Die Unannehmlichkeiten der Geburt! Können die Menschen denn nicht einmal einfach denken? Sie unterlassen es aus eigener Eitelkeit heraus. Der Erdengang des Gottessohnes muß nach ihrer Ansicht anders sein. Sie wollen es, damit „ihr“ Heiland, „ihr“ Erlöser ja nicht den Gesetzen Gottes in der Schöpfung unterworfen war. In Wirklichkeit wäre das zwar in ihrem Denken nicht zu klein für ihn gewesen, den Gottessohn, aber für alle die, welche in ihm ihren Erlöser anerkennen wollen! Menschliche Eitelkeit und weiter nichts!
Sie überlegen nicht, daß es für Jesus noch viel größer war, daß er sich freiwillig diesen Gesetzen unterwarf durch seine Menschwerdung, nur um die Wahrheit in dem Wort zu bringen jenen Menschen, welche frevelnd durch Verbiegung ihres Erdenwerkzeuges sich unfähig dafür gemacht hatten, die Wahrheit aus sich selbst heraus noch aufzunehmen, zu erkennen. Sie waren viel zu eitel, um in dem Worte selbst die Sendung Christi als erfüllt zu sehen. Für sie, die eitlen Menschen, mußte Größeres geschehen!
Und als der Gottessohn am Kreuze dann den Erdentod erlitt und starb, wie jeder Mensch am Kreuze sterben muß, weil es den Gottgesetzen in der Schöpfung so entspricht, als der menschliche Körper nicht einfach vom Kreuze steigen konnte, unverletzt, da blieb der Eitelkeit nichts weiter übrig als die Ansicht, daß der Gottessohn so sterben mußte, nicht heruntersteigen wollte, um den armen Menschlein ihre Sünden dadurch abzunehmen, damit sie daraufhin nun froh empfangen werden in dem Himmelreich!
Und so erstand der Grund zu der späteren Auffassung der Notwendigkeit des Kreuzestodes, die die traurige, große Irrung unter die heutigen Christen brachte, nur aus der Menscheneitelkeit heraus.
Wenn kein Mensch mehr zu der Erkenntnis kommen will, daß solches Denken nur schamlosem Dünkel zu entspringen fähig ist, zur Freude Luzifers, der Eitelkeit dem Menschen zum Verderben gab, dann ist der Menschheit auch nicht mehr zu helfen und alles bleibt vergebens, selbst die größten, stärksten Warnungen in der Natur können sie aus dem Geistesschlafe nicht erwecken. Warum denkt denn der Mensch nicht weiter!
Wenn Christus fleischlich hätte auferstehen können, so war es unbedingt auch folgerichtig, zu erwarten, daß er die Möglichkeit besaß, auch fleischlich fertig schon von dort auf diese Erde hier herabzukommen, wohin er bei der Auferstehung fleischlich gegangen sein soll. Daß dieses aber nicht geschah, daß er im Gegenteil von Anfang an die Wege eines jeden Menschenkörpers von Geburt an auch durchleben mußte, mit allen kleinen und mit allen großen Mühen, spricht mit vielen anderen Notwendigkeiten seines Erdenseins deutlich genug dagegen, ganz abgesehen aber davon, daß es so und anders nicht sein konnte, weil auch der Gottessohn sich den vollkommenen Gesetzen seines Vaters in der Schöpfung fügen mußte.
Wer in die Schöpfung, auf die Erde will, ist den nicht abzuändernden Schöpfungsgesetzen unterworfen.
Das Gegenteilige ist Dichtung, aus Begeisterung heraus von Menschen selbst geformt und dann als Wahrheit hinterlassen. So ging es allen Überlieferungen, gleichviel, ob diese mündlich oder schriftlich ihre Weitergabe fanden. Die Menscheneitelkeit spielt darin eine große Rolle. Ohne etwas beizufügen, geht es selten nur aus einer Menschenhand oder aus einem Menschenmund, sogar aus Menschenhirn. Aufzeichnungen aus zweiter Hand sind nie Beweis, auf den sich eine Nachwelt stützen sollte. Der Mensch braucht doch nur in der Gegenwart gut zu beobachten. Nehmen wir nur ein Beispiel an, das ja in aller Welt bekannt wurde.
Die Zeitungen sämtlicher Staaten berichteten von dem geheimnisvollen „Schloß“ auf Vomperberg, dessen Besitzer ich sein sollte! „Der Messias von Tirol“ nannte man mich oder auch „Der Prophet auf Vomperberg“! Mit großen, führenden Überschriften, selbst in den größten Zeitungen, die ernst genommen werden wollen. Es gab Berichte von so schauerlich-geheimnisvoller Art über zahlreiche unterirdische Verbindungsgänge, Tempel, Ritter in schwarzen Harnischen, sowie in Silber, einen unerhörten Kult, auch große Parkanlagen, Autos, Marstall, und was alles so zu einem kranken Hirn gehört, das solches zu berichten fähig ist. Und Einzelheiten wurden angeführt, die manchmal phantasievoll schön, manchmal aber auch von so unerhörtem Schmutze starrend waren, daß jeder etwas Überlegende sofort die Unwahrheit, das Bösgewollte darin sehen mußte. —
Und es war an allem nicht ein wahres Wort!
Wenn aber in Jahrhunderten, noch leichter in Jahrtausenden ein Mensch so einen üblen Hetzartikel liest... wer wird es ihm verdenken, wenn er daran glauben will und sagt: „Hier steht es doch berichtet und gedruckt! Einheitlich fast in allen Zeitungen und Sprachen!“
Und alles das war nichts als nur ein Spiegelbild für die verdorbenen Gehirne dieser Zeit! Mit ihren eigenen Werken drückten sie sich selbst die Stempel auf als Ausweis der Verdorbenheit. Schon für das kommende Gericht!
Solches geschah also noch heute trotz der Mittel, schnell und ohne Mühe klare Feststellung vor der Veröffentlichung zu erhalten! Wie mag es da früher gewesen sein, zu Jesu Erdenzeit, wo alles nur von Mund zu Mund gehen konnte! Wie stark ist eine Weitergabe dadurch den Veränderungen unterworfen. Auch in Niederschriften und in Briefen. Lawinenartig wächst es an. Im Anfang schon zum Teil falsch aufgefaßt, entsteht auf einem solchen Wege immer etwas anderes, als es gewesen ist. Wieviel Gehörtes ist da erst von zweiter, dritter, zehnter Hand geschrieben worden, was man jetzt als Grundlage betrachtet. Die Menschen sollten doch die Menschen kennen!
Sobald sie die Gerüste ihres eigenen Verstandes nicht verwenden können, wie es bei jeder Wahrheit durch die große Einfachheit gegeben ist, genügt es ihnen nicht. Sie lehnen ab oder verändern es in eine Art, welche der lieben Eitelkeit entspricht.
Aus diesem Grunde zieht man auch die „Mystik“ der einfachen Wahrheit vor. Der große Drang nach „Mystik“, dem Geheimnisvollen, welcher in einem jeden Menschen liegt, ist Eitelkeit, nicht aber Drang nach Wahrheit, wie man es oft hinzustellen sucht. Die Selbstgefälligkeit baute den ungesunden Weg, auf dem sich Scharen eitler Schwärmer sonnen können und mancher Geistesträge mit Behaglichkeit sich treiben läßt.
In allen diesen Dingen spielt die Eitelkeit des Menschen eine ganz verheerende und unheimliche Rolle, die ihn in das Verderben zieht, unrettbar, zäh, weil sie ihm lieb geworden ist!
Erschrecken würde ihn erfassen, wenn er sich einmal überwinden könnte, ohne Selbstgefälligkeit darüber sachlich nachzudenken. Aber dabei ist schon wieder jener Haken: Ohne Selbstgefälligkeit vermag er nichts! So wird es demnach wohl für viele Menschen bleiben müssen, bis sie daran nun zugrunde gehen!
Die Tatsache in aller ihrer Traurigkeit ist das Ergebnis, welches das Verhindern der harmonischen Gehirnentwickelung des anvertrauten Erdenkörpers durch den Sündenfall in seiner Folge mit sich bringen mußte! Das Verbiegen des in dieser Grobstofflichkeit notwendigen Werkzeuges durch einseitige Hochentwickelung hat sich damit gerächt. Nun steht der Mensch mit seinem grobstofflichen Werkzeug, seinem Erdenkörper, unharmonisch in der Schöpfung, unfähig für die Aufgabe, die er darin erfüllen soll, unbrauchbar dafür durch sich selbst.
Um diese Wurzel alles Übels aber wieder auszurotten, dazu gehört ein Eingriff Gottes! Jede andere Gewalt und Macht, sei sie auch noch so groß, ist dafür unzulänglich. Es ist die größte und auch die verderbenbringendste Verseuchung in dem falschen Menschheitswollen, welche je in dieser Schöpfung Eingang fand. Alles auf dieser Erde müßte stürzen, ehe eine Besserung darin erstehen kann, da nichts besteht, was nicht davon unrettbar schon durchdrungen ist!