60. Wesenlos
Das Wort „Wesenhaft“ ist ein Schöpfungsausdruck. Er ist so umfassend, daß der Menschengeist als ein Schöpfungsteilchen sich niemals wird einen rechten Begriff davon machen können.
Als das Gegenteil von Wesenhaft ist der Ausdruck „Wesenlos“ genannt. Was Wesenlos bedeutet, kann sich der Mensch erst recht nicht denken. Er wird davon immer eine unklare Vorstellung haben, weil es etwas ist, was ihm stets ein Rätsel bleiben muß. Er kann nicht einmal einen Begriff dafür formen, weil es für das Wesenlose keine Form im Sinne des Menschengeistes gibt.
Um Euch aber dem Verständnis wenigstens etwas näherzubringen, will ich für die Schöpfungsausdrücke einmal irdische Ausdrücke setzen, auch wenn diese nur als kleinste Schattenhaftigkeit dem Eigentlichen gegenüber gelten können.
Als Wesenhaft denkt Euch Abhängig, und als Wesenlos das einzige Unabhängige!
Das gibt Euch menschlich gedacht die beste Möglichkeit, sachlich näherzukommen, wenn es auch nicht das wiedergeben oder bezeichnen kann, was es eigentlich ist, oder wie es ist; denn das „was“ könntet Ihr nie begreifen, während Ihr Euch in dieser Weise wenigstens über das „wie“ ein ungefähres Bild machen könnt.
Das Wesenlose ist also das einzig Unabhängige, während alles andere von ihm in jeder Beziehung abhängig ist und deshalb Wesenhaft bezeichnet wird, wozu auch alles Geistige gehört und ebenso alles Göttliche, während das Wesenlose allein Gott ist!
Ihr seht also daraus, daß zwischen Göttlich und Gott noch ein großer Unterschied ist. Das Göttliche ist noch nicht Gott; denn das Göttliche ist Wesenhaft, Gott aber Wesenlos. Das Göttliche ist abhängig von Gott, es kann nicht ohne Gott bestehen. Gott aber ist tatsächlich unabhängig, wenn wir irdische Begriffe dafür nehmen wollen, die aber natürlich nicht das geben können, was es wirklich ist, weil irdische oder menschliche Begriffe eine solche Größe nicht zu umfassen vermögen.
Gott ist also nicht göttlich, beobachtet das wohl, sondern Gott ist Gott, da er wesenlos ist, und das Wesenlose nicht göttlich ist, sondern Gott!
Christus Jesus sagte einst mit schlichten Worten:
„Ich und der Vater sind eins!“
Er war also nicht göttlich, was ja wesenhaft bedeuten würde, sondern er war Gott-Sohn, aus dem Wesenlosen kommend.
Der Ausdruck „Der Göttliche“ für ihn ist also falsch, wenn Ihr Menschen es richtig nehmen wollt. Göttlich sind die Erzengel und die Ältesten im Göttlichen. Jesus aber war und ist Gott-Sohn!
Darin liegt eine einfache, unverrückbare Tatsache, da er aus dem Wesenlosen kam, also aus Gott selbst, und nicht aus der unmittelbaren Ausstrahlung Gottes, die wesenhaft ist, und die als göttlich bezeichnet wird.
Der Kern des Gottessohnes ist selbst ein Stück des Wesenlosen. Ihr seht, das Opfer ist also viel größer, das Gottvater aller Menschheit bot, und das Verbrechen dieser Menschheit und Luzifers noch viel ungeheuerer, die einen Kampf niedrigster Art aufnahmen gegen Gott, von dem sie alle ohne Ausnahme vollkommen abhängig verbleiben müssen.
Die Folge des Heiligsten Zornes kommt über die Frevler in der ganzen Stärke, welche nicht gemildert werden soll!
Ihr aber, die Ihr mein Wort kennen lernen durftet, das aus dem Wesenlosen kommt, könnt darin nun die ganze Größe Eurer Aufgabe erkennen, wie auch den Umfang aller Gnade, die Euch damit wird.